Die Piko 185 im Originalzustand

Piko TRAXX

Die Baureihe 185.0 der DBAG und ihre Verwandten

TRAXX Basteleien

Pimp my TRAXX

In Eisenbahnzeitschriften und Modellbahnforen wurden schon viele Vorschläge gemacht, wie man die Piko Hobby Modelle, darunter den TRAXX, verbessern kann. Das Modell ist günstig zu haben und trifft das Vorbild ziemlich gut. Daher liegt es nahe, mit ein wenig oder ein wenig mehr Aufwand zu versuchen, das Modell optisch zu verbessern. Natürlich sind dem Verbesserungswahn keinerlei Grenzen gesetzt, aber wenn dann in der Piko Lok ein Faulhabermotor schlummert und Roco- oder Sommerfeldstromabnehmer auf dem Dach sitzen, dann ist man vielleicht ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.

Ich möchte hier die Tipps aus den verschiedenen Quellen zusammenfassen, und ich habe mich auch selber an einer 185 066-8 von Piko versucht. Dabei legte ich Wert darauf, dass die Verbesserungen fast keine zusätzlichen Kosten verursachten. Also ein wenig Farbe, ein wenig Draht und fertig. Die Arbeit lohnt sich auf jeden Fall, denn es macht Spaß und das Ergebnis kann sich auch sehen lassen.

Vor dem Loslegen habe ich mir zuerst einmal im Internet einige Fotos der 185 besorgt, um mich über das eine oder andere Detail zu informieren. Auch ein Blick in die eigene Diasammlung war hilfreich. Dazu fand ich weitere Hinweise in den Foren von Drehscheibe-Online und vom Eisenbahn-Kurier, sowie im Eisenbahn-Kurier 12/2004.

Danach konnte ich mir eine Liste erstellen, was alles möglich wäre, bzw. was ich machen könnte und/oder wollte (es wurde nicht alles umgesetzt):

1. Dachbereich
-         Lackierung der Stromabnehmer in mittelgrau
-         Farbliche Verbesserungen der Dachleitungen/Isolatoren
-         Front der Typhone grün lackieren, Rest kupferfarben
-         Leichte Alterung des Dachbereichs, bzw. der seitlichen Lüfter

2. Gehäuse
-         Abschaben der angespritzten Griffstangen an den Türen und an den Fronten (Alternativ: Griffstangen nur silbern lackieren)
-         Ersatz der Griffstangen durch Silberdraht (0,4 oder 0,5 mm)
-         Türgriffe silbern lackieren
-         Aufbohren der unteren Trittstufe im Rahmen
-         Lackierung der Trittstufenkante in weiß
-         Verbesserung der Pufferbohle (farblich Hebel innen rot, außen weiß)
-         Ã„nderung der Betriebsnummer
-         Dünner schwarzer Rahmen um die Scheinwerfer

3. Fahrgestell
-         Verbesserung der glänzenden Radscheiben (Austausch gegen bedruckte Radsätze)
-         Aufbohren der Trittstufen
-         Lackieren der Trittstufenkanten in weiß
-         Verbesserungen am Trafokasten und Indusimagneten in silbergrau
-         Aufbohren diverser Teile an den Drehgestellen
-         Farbliche Verbesserung (evtl. Alterungen) an den Drehgestellblenden

4. Sonstiges
-         Lackierung der Inneneinrichtung Führerstand
-         Optische Verbesserungen im Führerstand, hellere Lackierung, Lüfter (Sonnenrollo)
-         Tieferlegung/Austausch Lokführer
-         Abschließende Komplettlackierung in seidenmatt
 

Eine Ergänzung des Dachbereichs mit zusätzlichen Stromabnehmern hatte ich nicht vor, daher suchte ich mir Fotos von 185ern heraus, die ebenfalls nur 2 Stromabnehmer und das große DB Logo trugen (wegen einer neuen Betriebsnummer). Das waren z. B.: 006-4, 007-2, 008-0, 011-4, 017-1, 028-8, 032-0, 037-0, 043-7, 044-5, 056-9, 062-7, 072-6. Dabei fällt auch auf, dass ab der 185 071 die Frontfenster silberne Rahmen haben. Also entweder bleibt die Nummer eben niedriger oder man muss auch hier noch ein wenig nachhelfen. Nachdem ich nun mit aller gedanklicher und papiermäßiger Vorbereitung an ein Ende gekommen war, musste ich also tatsächlich Hand an das Modell legen.

Zuerst einmal wurde die 185 066-8 zerlegt. Das ist kein großes Problem. Dabei wurden auch die Drehgestellblenden abgenommen (nicht nett - das Plastik ist nicht allzu widerstandsfähig und bricht schnell und leicht), wie auch die Trafoblenden, die nur leicht angeklebt sind. Es wurden die Führerstandseinrichtungen entnommen und die Frontscheiben wurden ebenfalls ausgebaut, damit sie bei den folgenden Arbeiten nicht beschädigt werden (wenn man sie im unteren Bereich von innen nach außen drückt und dabei vorsichtig die Front nach unten zieht, geht das relativ einfach). Wenn die beiden Befestigungsschrauben der Stromabnehmer entfernt werden, lässt sich auch der komplette graue Dachaufbau abheben.

Dachbereich

Die Typhone auf dem Dach wurden mit Kupfer (Humbrol) lackiert, deren Fronten erhielten einen Klecks grün. Die Dachleitung wurde rot lackiert (RAL 3000), die Halterungen schwarz. Die Übergangsisolatoren in einem dunkelrot (RAL 3004). Der große, stehende Isolator und die Leitungen an den Stromabnehmern erhielten eine Lackierung in Hellgrau (Humbrol 147).

Die Stromabnehmer wurden dann mit dem Airbrush in staubgrau (Revell 31177 – RAL 7012) übersprüht. Die Farbe passt fast exakt zu der Piko Dachlackierung. Danach erhielten die Pseudoisolatoren an den Stromabnehmern eine Lackierung in dunkelrotbraun (Revell 383 RAL 8015), passend zu den übrigen Dachisolatoren.

Ein klein wenig verdünntes schwarzgrau in die Lüfter gestrichen und wieder abgewischt, schafft dann einen ganz kleinen Alterungseffekt, der nicht übertrieben aussieht.

Gehäuse

Zuerst einmal zu den Griffstangen. Das ist nun eine etwas größere und diffizilere Arbeit. Ehrlich gesagt, ich habe es mir mehrfach überlegt, hier einfach nur die Griffstangen silbern zu lackieren, anstatt mit dem Bastelmesser auf die selbigen loszugehen. Naja, nach dem ersten Schabeversuch, drei Überlegungsbier später, war es sowieso klar, jetzt muss man durch.

Es gelingt eigentlich ganz gut, wenn man vorsichtig ist und sich etwas Zeit nimmt. Natürlich bleiben in paar kleine Kratzer zurück und ganz eben wird die Fläche nie, jedoch kaschieren das die neuen angesetzten Griffstangen. Zuerst einmal bessern wir aber an den Fronten die Schabestellen am weißen Kontrastbalken aus.

Bevor wir jetzt aber die Griffstangen einsetzen, bohren und feilen wir genauso vorsichtig die Trittstufen aus. Beim Blick auf das Vorbild stellt man fest, dass die kleinen Verdickungen am Ansatz Trittstufen/Gehäuse nicht vorhanden sind, also kann man die auch gleich noch abfeilen. Das ist alles nicht ganz leicht, aber das Plastik ist relativ stabil und hält gut.

Beim Feilen an der oberen Trittstufe, die im Rahmen liegt, wird einem beim Feilen garantiert die dort angedeutete Stufe verloren gehen. Daher habe ich darauf keine Rücksicht genommen und nach Abschluss der Feilerei einfach ein dünnes Plastikplättchen als angedeuteter Tritt eingeklebt. Wenn man dann zufrieden ist, werden die Trittstufen schwarz lackiert und die Vorderkanten der Stufen weiß.

Zuvor sollte man aber die Griffstangen einbauen, damit man alles auf einmal lackieren kann. Dazu bohrt man mit einem passenden Bohrer (0,4 oder 0,5 mm, je nach Stärke des verwendeten Drahtes) Löcher vor. Eine ruhige Hand mit guter Auflagefläche oder (noch besser) ein kleiner Bohrständer hilft da viel, denn ein Abrutscher wird das Aussehen garantiert nicht verbessern.

Beim Bohren merkt man schnell, dass durch die Wärmeentwicklung der Bohrer richtig das Plastik anfrisst, welches sich dann um den Bohrer wickelt. Damit dadurch die weiteren Löcher nicht viel zu groß werden, muss man nach fast jedem Loch das verschmolzene Plastik am Bohrer entfernen. Ich weiß, wovon ich schreibe, denn ein paar meiner Löcher sind zu groß.

Der Draht wird mit der Flachzange gebogen, passend gekürzt, in die Löcher eingesetzt und von innen mit etwas Sekundenkleber fixiert. Eine etwas filigrane Sache und bei einem 0,4 mm Draht kann es sein, dass die Griffstangen dann nicht 100% gerade sind, aber es sieht trotzdem nicht schlecht aus. Danach können die Griffstangen auch an den Fronten rot, bzw. weiß lackiert werden. An den Führerstandstüren bleiben sie silbern. Silberne Tupfer erhielten dann auch die Türgriffe.

Für das nächste Mal jedoch weiß ich eines, der Bohrer für die Griffstangen kann nicht dünn genug sein (meiner war etwas zu dick), denn durch das geschmolzene Plastik, bzw. leichte Unwucht des Bohrzwerges werden die Löcher immer größer als gedacht und Nachbohren ist leichter als zu große Aufnahmelöcher zu verkleinern. Und ja, ich verspreche, dass ich das nächste Mal einfach einen Handbohrer verwenden werde.

Führerstände

Die Inneneinrichtungen der Führerstände wurde von Piko bereits in einem blaugrauen Farbton lackiert. Mir ist die Farbe aber etwas zu blau und insgesamt zu dunkel. Im Internet kann man einige Fotos des Innenraums finden, die etwas weiterhelfen. Ich kenne nun wirklich nicht das Vorbild, so habe ich mich entschlossen, frei drauflos den Boden des Führerstands in umbragrau RAL 7022 zu lackieren. Die Wände usw. wurden RAL 7001. Ebenso auch die Innenseite des Gehäuses im Führerstandsbereich. Die Sitze bekamen ein dunkelblau verpasst, die Kopfstützen wurden schwarz, wie auch die diversen Bildschirme. Ein paar weiße Flecken drauf und ich war zufrieden. Dann noch die 4 Belüftungslöcher für die Scheiben und es sah richtig gut aus.

Lokführer Alfred „Freddy“ Krüger wurde in der Höhe gekürzt und erhielt ein adrettes langärmliches, grün/rot gestreiftes T-Shirt (ok - wer hat diesen Gag jetzt kapiert?). Dann noch ein paar winzige Details in den Führerstand (danke an das Drehscheibe Online Forum, wo ich dies zum ersten Mal – allerdings noch viel besser, bis hin zur Warnweste über dem Sitz - gesehen hatte).

Trafoblenden

Die Trafoblenden liegen viel zu weit außen, aber daran kann man nichts ändern, da dahinter der massive Metallrahmen liegt. An den Blenden wurden lediglich diverse Leitungen eisenfarbig lackiert.

Fahrgestell

Hier habe ich vom weiteren Ausbohren und –feilen an den Drehgestellblenden zum größten Teil abgesehen. Teilweise hätte es auch wenig gebracht, da direkt dahinter die Getriebekästen liegen würden und der optische Effekt nur klein wäre. Ein paar Aussparungen musste ich aber doch versuchen. Dabei kann man dann auch den Indusimagneten in einem dunkleren Silber lackieren und gleich noch die Federn an den Drehgestellen und die Dämpfer farblich minimal hervorheben.

Radscheiben

Ganz wichtig für den optischen Eindruck ist es, die glänzenden Radscheiben zu verbessern, da diese doch sehr störend wirken. Piko hat dies selbst erkannt und liefert inzwischen das Modell mit bedruckten Radscheiben aus. Für ältere Modelle kann man sich Ersatzteile besorgen.

Ein Radsatzpaar kostet als Ersatzteil auf der Piko Homepage 4,20 EUR, bzw. 4,70 EUR mit Haftreifen. So erhält man für knapp 9,00 EUR (+Porto) einen komplett neuen, bedruckten Rädersatz für eine Lok. Der Austausch geht dann schnell und problemlos, die übrig gebliebenen Radsätze können dann immer noch als Ausschmückungsteile dienen. Eine Ersatzteilbestellung über die Piko Homepage ist online möglich:

2 Radsätze in DC ohne Haftreifen: 56173
2 Radsätze in DC mit Haftreifen: 56178
2 Radsätze in AC ohne Haftreifen: 56174
2 Radsätze in AC mit Haftreifen: 56175

So hatte ich die Radsätze (und noch ein paar Sachen mehr) an einem Sonntag online bestellt, am Dienstag war die Vorausrechung da. Überweisung an Piko erfolgte am Mittwoch. Genau eine Woche später waren alle Teile da.

Farben

An sich sollte das Modell ja in den RAL Farben der DBAG lackiert sein. Das wären hier Verkehrsrot (RAL 3020), Lichtgrau (RAL 7035) und Basaltgrau (RAL 7012). So ganz passen die Farben von Piko aber nicht, was z. B. beim Verkehrsrot stark auffällt.

Für die Griffstangen und Ausbesserungsarbeiten habe ich daher ein mit ein paar Tropfen weiß aufgehelltes Feuerrot (RAL 3000) verwendet, dazu kam für den Kontrastbalken Reinweiß (RAL 9010), was mir etwas passender erschien und, wie vorgesehen, Basaltgrau (RAL 7012).

Beschriftung

Meine 185 konnte nun natürlich nicht mehr die Nummer 066-8 behalten. Beim Beschriftungsspezialisten Kreye fand ich auf der Homepage einen Satz (#6081.1) über die neuen DBAG Loks, der auch für die 185 diverse Nummern beinhaltete. Da würde sicher etwas passendes für eine Lok mit nur 2 Stromabnehmern dabei sein. Also wurde dieser bei Kreye online bestellt. Die Rechnung kam einen Tag später als eMail, die Ware war nach sofortiger Zahlung drei Tage später im Briefkasten.

Im einzelnen beinhaltet der Beschriftungssatz folgende Betriebsnummern für die 185: 009-8, 010-6, 030-4, 035-3, 039-5, 044-5, 045-2, 048-6 und 050-2. Außerdem sind natürlich noch eine Menge anderer Nummern für die aktuellen DBAG Neubauloks dabei, wie 101, 145, 146, 152 und 182. Ich entschied mich für die 185 044-5, da ich von dieser Lok ein Foto mit DBAG Keks und 2 Stromabnehmern vorliegen hatte.

Wie man nun die alte Beschriftung entfernt, da gibt es sicherlich ganz viele Möglichkeiten. Aber keine einzige wäre mir bekannt, die so richtig perfekt ist. Glashaarradierer, Bremsflüssigkeit, Schabemesser, Überlackierung, Überklebung – es wird immer ein wenig zu sehen sein, dass am Gehäuse gearbeitet wurde. Prinzipiell bleibt bei der Verwendung von lösemittelhaltigen Substanzen eher eine matte Stelle zurück, bei schleifenden Werkzeugen eine glänzende. Ich habe bei meiner 185 den Druck- und Lackentferner Lux DLE-90 verwendet und zum Schutz mit Tesafilm rund um die Nummer abgeklebt, damit nicht zu viel Fläche in Mitleidenschaft gezogen wird. Dort, wo die Nummer war, blieb dann eine etwas hellere, mattere Stelle zurück. Wenn man sich die genau ansieht, bekommt man irgendwie Zweifel, dass das Pikogehäuse „nur“ durchgefärbt wurde. Für mich sieht es fast so aus, wie wenn eben doch eine dünne Lackschicht vorhanden ist, anders kann ich mir den farblichen Unterschied nicht erklären. Bei einer 182 hatte ich übrigens versuchsweise eine Schleifpaste (zur Entfernung von Kratzern von Uhrengläsern) bei der Nummernwegmachaktion verwendet, da blieb die Stelle glänzend. Ich würde heute eher die Schleifpaste nehmen, da es einfacher ist, danach mit Klarlack wieder ein einigermaßen einheitliches Finish zu erhalten, als ein passendes Rot zu mixen und aufzutragen.

Genau das habe ich dann bei der 185 versucht - irgendwie den Farbton wieder zu treffen und die hellrote Stelle damit zu kaschieren. Eine Mischung aus RAL 3000 und weiß hat dann wieder so einigermaßen getroffen. Nach dem Trocknen kam eine Schicht Glanzlack darüber und als der dann trocken war, endlich das Nassschiebebild von Kreye. Etwas Weichmacher darüber und wieder einmal trocknen lassen. 

Zuletzt folgte ein Überzug aus Mattlack über das ganze Gehäuse, dabei wurden noch eingebaute Seitenfenster und Lampengläser mit Maskol „Gummimasse“ abgedeckt. Das Ergebnis ist dann wirklich nicht übel. Die Nassschiebebilder kann man fast gar nicht mehr erkennen. Naja, es geht bestimmt noch etwas besser, aber das übe ich noch und beim nächsten Versuch wird es dann vielleicht noch unsichtbarer, dass neue Beschriftungen angebracht wurden.

Abschlussarbeiten

Ganz einfach, alles wieder zusammensetzen und das so lange, bis keine Teile mehr übrig sind. Dann steht eine gar nicht so schlecht gewordene neue der Piko 185 vor einem. Vielleicht nicht perfekt, aber immerhin selber verbessert und damit macht mir die Lok mehr Spaß als ein teures Kleinserienmodel.

Aber bei der Gelegenheit auch gleich noch die Feststellung, was ich beim nächsten Mal anders machen würde. Da würde ich etwas dickeren Draht für die Türgriffstangen nehmen oder mal schauen, was die Teile von Roco kosten. Dann auf jeden Fall einen dünneren Bohrer nehmen um nicht derartig große Löcher in die Front zu fräsen, wie es mir hier geschehen ist. Man vertut sich doch stark, wenn man das durch die Bohrung geschmolzene und am Bohrer fest sitzende Plastik nicht berücksichtigt. Und ganz nebenbei, ich würde mir beim Feilen mehr Zeit lassen, dann werden die Löcher auch etwas sauberer – aber Geduld ist nicht immer meine Stärke.

Trotzdem, mit meiner 185 044-5 bin ich fertig  - und wann fangt Ihr an?

Bremsscheiben
Etwas Farbe
Noch mehr Farbe
Panto von Roco
Pimp my TRAXX
Dachumbau