Roco 215 der DB

Ein Wort zuvor

Von 1973 bis heute erfreute die Roco 215 die Modelleisenbahner. Da sollte man doch meinen, dass es eine Vielzahl von Veränderungen gegeben hat - dies ist aber nicht so. Die 215 ist geradezu eine Konstante im Roco Programm, wenn sie auch über die Jahre vom “Modell” zur “Einsteigerlok” degradiert wurde. Die Veränderungen, die mir an den Modellen aufgefallen sind, möchte ich hier zusammenfassen. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber wenn Sie meinen Modellbahn-Wahn kennen, dann wissen Sie, dass ich mich wieder einmal ehrlich bemüht habe, die wesentlichen Veränderungen in Wort und Bild dazustellen.

Zuerst eine Kurzvorstellung der Lok in wenigen Worten: Die Roco 215 ist in den Abmessungen vorbildgerecht ausgeführt worden. Das Gehäuse ist komplett aus Plastik und ist auf ein Gußfahrwerk aufgerastet. Die Lüfter und Fenster sind richtig in Zahl und Form wiedergegeben. Farbfinish und Beschriftung sind gut ausgeführt. Alle Griffstangen sind angespritzt. Die schwierige Front wurde ganz gut umgesetzt, jedoch fehlt so der letzte Kick des völligen Überzeugens. Die Drehgestelle könnten aus heutiger Sicht auch etwas besser gestaltet sein. Als Antrieb dient ein Mittelmotor, der über Kardanwellen und Schnecke/Zahnradgetriebe auf alle Achsen der Lok wirkt. Besonders die Zugkraft, der ruhige Lauf und der Auslaufweg bei Stromunterbrechung fallen positiv auf.

Von außen

Die Roco Standarddiesellok in ihren Varianten und ihre “unmöglichen“ Verwandten

Modelldetails

Die Roco 215 hat von ihrem ersten Erscheinen bis heute in ihrem optischen Erscheinungsbild fast keine Änderungen erfahren. Der Gehäusespritzling von damals wird noch heute verwendet. Zum einen wünscht man sich da natürlich eine Überarbeitung mit freistehenden Griffstangen, besserer Detaillierung - aber zum anderen muss man dem Roco Modell von 1973 zugestehen, dass es noch heute ansehnlich ist, was die Leistung der Konstrukteure bestätigt. Es gibt aber trotzdem ein paar kleine Änderungen in den Details, auf die ich hier eingehen will.

Die auffälligsten Unterschiede bei den Modellen sind die Vereinfachungen, die Roco gewählt hat, als die 215 als Einsteigermodell verwendet wurde. Aber auch in den Modellausführungen kam es zu leichten Veränderungen. Da wären zum einen die Fenster. Die allerersten Versionen der roten 215 031-6 hatten mattierte Fenstereinsätze, danach wurden diese vollständig grau hinterlegt. In einem zweiten Schritt wurden die Frontfenster dann durchsichtig und dahinter kam eine Inneneinrichtung der Führerstände (einseitig mit Lokführer) zum Einbau. Bei den späteren Einfachmodellen blieb es zum Teil bei den durchsichtigen Fenstern, jedoch fehlte die Inneneinrichtung. Dadurch leuchteten die Birnen nach außen, was nicht so schön aussah. Auch die Maschinenraumfenster durchliefen die Entwicklung von der Hinterlegung in grau zur durchsichtigen Gestaltung.

Weitere Unterschiede bei den Modellen sind die Fenster als solche. So wurde bei den Einfachmodellen der silberne Rahmen weggelassen, bzw. die schwarzen Rahmen der Frontfenster (Gummidichtungen). Dazu ist aber zu bemerken, dass diese nicht von Beginn an lackiert wurden, sondern erst ab der 215 008-4 zum Einsatz kamen. So findet man auch silbern lackierte oder nicht lackierte Scheibenwischer. Das gleiche gilt auch für die Türgriffstangen und die Türgriffe.

Das Lüftergitter an der Front, in das die Scheinwerfer integriert sind, ist ebenfalls so ein Teil, welches man sauber in silbern lackiert, oder als unlackiertes graues Plastikteil vorfinden kann. Auch beim Dach findet man unterschiedliche Lackierungen. Wenn die oberen Seitenlüfter nicht ein dunkel unterlegtes Feld erhalten haben, kann man auch immer auf ein Einfachmodell schließen.

Interessant ist bei der Beschriftung auch das Modell der 215 036-4 aus der ersten Auflage. Findet man hier doch zwei unterschiedliche Bedruckungen der Betriebsnummer an der Front (an der Seite sind diese jedoch bei beiden Modellen identisch und die etwas auseinandergezogenere Variante). Aufgrund der vorhandenen/nicht vorhandenen Trittstufe ist anzunehmen, dass die vorbildlich wirkendere Betriebsnummer (auf dem Foto rechts) von der früheren Auflage stammt.

Kommen wir nun zu den Drehgestellen. Die Detaillierung hat sich in den ganzen Jahren nicht geändert, jedoch haben die Einfachmodelle in der Regel keine zusätzliche Trittstufe an den linken (von der Seite gesehenen) Drehgestellen erhalten. Dort findet man nur die beiden Befestigungslöcher. Entweder man hat sich noch mit Ersatzteilen eingedeckt oder man bastelt sich aus ein paar Plastikresten die Trittstufen selber.

Noch ein Detail am Drehgestell ist der Indusimagnet, den man auf dem Foto links zwischen den Bremsgestängen in der Mitte des Drehgestells erkennen kann.

Bei allen Rocomodellen der 215er Familie sitzt er jeweils in Fahrtrichtung gesehen links vorne und rechts hinten. Das stimmt aber soweit mir bekannt ist, nicht mit dem Vorbild überein. Da sitzt der Indusimagnet immer in Fahrtrichtung gesehen vorne rechts, bzw. hinten links.

Auch die Röwa 216, obwhl kein direkter Vorgänger, hatte diese falsche Anbringung. Wen es stört, der braucht eben ein Bastelmesser und etwas Klebstoff.

Bleiben wir aber noch kurz bei den Trittstufen, denn da gibt es doch noch etwas zu erzählen. Beim Vorbild waren die Trittstufen unterhalb der Einstiegstüren am Lokrahmen befestigt. Auch Roco hat dies zuerst vorbildgetreu übernommen. Allerdings stellte sich in der Praxis schnell heraus, dass dadurch (speziell bei der in Fahrtrichtung linken Trittstufe) der Drehgestellausschlag stark beeinträchtigt wurde. Manch ein Modellbahner griff daher zum Bastelmesser. Aber auch Roco reagierte und entfernte zuerst diese Trittstufe am Rahmen. Danach wurde an der Drehgestellblende die Trittstufe als Einsteckteil angebracht.

Links die 215 036-4 mit Trittstufe am Lokgehäuse, rechts die spätere Ausführung mit der Formänderung.

Von innen

Man findet bei den Drehgestellen dann doch noch einen weiteren Unterschied, wenn man genau schaut (Fotos links). So gibt es eine unterschiedliche Gestaltung der Zahnradabdeckung zwischen den Achsen. Bei allen neueren Modellen (ca. ab 2002) ist diese durchgehend, wie man auf den Bildern deutlich sieht. Auch fehlt der Roco Schriftzug mit “Made in Austria”. Aber es gibt auch Versionen der neueren Abdeckung mit Roco Schriftzug (diese sind an den Enden eckig). Passend gibt es auch die alten Abdeckungen ohne Roco Schriftzug und Made in Austria.

Doch auch beim Innenleben unter der Getriebeabdeckung (Fotos rechts) stößt man noch auf Unterschiede. So konnte ich bisher 3 verschiedene Ausführungen der Zahnräder feststellen (Oben: frühe Version, Mitte: spätere Version, Unten: letzte Version mit der durchgehenden Abdeckung).

Der Blick in die Lok ist relativ einfach zu bewerkstelligen. Auf jeder Seite finden sich Rastnasen ungefähr auf der Höhe der innenliegenden Achsen. Diese sind auch von unten gut zu erkennen. Bei den ersten Auflagen der Lok ist an diesen Stellen der Rahmen durchbrochen, was später geändert wurde. Hier muss das Gehäuse ein wenig gespreizt werden, dann kann das komplette Fahrgestell nach unten herausgenommen (oder geschüttelt) werden. Es kann sein, dass das Fahrgestell ein wenig klemmt, dann hilft eben etwas sanfte Gewalt.

Wenn Sie zum Herausziehen des Fahrgestells versucht haben, an dem Kasten zwischen den Drehgestellen zu ziehen, kann es sein, dass er sich löst, da er nur aufgesteckt ist. Danach ist es evtl. schwer, das Teil wieder zu befestigen. Ich verwende dazu meist Fotokleber, hält gut und geht rückstandsfrei wieder weg.

Beim Wiederaufsetzen des Gehäuses ist auf die Richtung zu achten. Die Fräsungen (Schlitze) im Unterbau sind auf der Seite zu finden, wo die Führerstandsbezeichnung “1” links ist (Seite 1-2).

Der Antrieb und das Innenleben wurden natürlich in den nunmehr über 30 Jahren, die das Modell auf dem Markt ist, verändert. Die allererste Ausgabe des altroten Modells von 1973 besaß noch ein Fahrgestell einer Diesellok aus dem USA-Programm ohne Schwungmassen. Der große Motor wurde von einer Plastikklammer gehalten, eine Platine fehlte, die Verdrahtung war “fliegend” ausgeführt und Kabel führten zu den Lämpchen im Dachbereich (leider noch kein Bild vorhanden)

Die danach folgende Ausführung basierte auf dieser Technik, verfeinerte sie aber deutlich. Nun wurden zwei kleine Platinen oberhalb der Gewichte montiert, welche Spulen und Dioden trugen. Die Lämpchen waren nicht mehr im Dachbereich, sondern wanderten in massive Metallblöche, die hinter den Fronten angebracht wurden und Lichtleiter zum oberen Spitzenlich trugen. Nach wie vor waren die Getriebeblöcke zum Teil aus Metallguss und einseitig von einer Plastikplatte verschlossen. Dadurch sind die Blöcke und der ganze Rahmen ein Pol bei der Stromübertragung. Die folgenden Bilder zeigen diese Ausführung.

In der kurz darauf folgenden Version (alle Farbgebungen) arbeitete wieder der riesige 5-polige Motor mit zwei (allerdings ungewuchteten) Schwungmassen. Da das Laufverhalten nicht befriedigte, wurde schließlich nur eine gewuchtete Schwungmasse verwendet. Allerdings hat es auch in dieser Zeit Modelle ganz ohne Schwungmasse gegeben. Die häufigste Version ist aber die mit einer gewuchteten Schwungmasse (Bild 1). Alle Achsen wurden über Kardanwellen/Schnecke angetrieben. Der kräftige Motor mit der Schwungmasse sorgte dann für sehr gute Laufeigenschaften und einen großen Auslauf. Nun waren aber Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrtausends (verdammt lange her...) viele stromlose Abschnitte vor Signalen noch nicht schwungmassengerecht. So schön die 215 auch ausrollte (und die roten Signale überrollte), so laut wurde plötzlich eine Verringerung des Auslaufs gefordert. Die 2. Auflage des Modells erhielt daher keine Schwungmasse mehr (Bild 2).

Offenbar wurde danach aber wieder ein besserer Auslauf verlangt und Roco baute erneut die Schwungmasse in die 215 ein. Hier ist mir die 215 093-6 von 1987 als erstes Modell bekannt. Die Schwungmasse war nun aber etwas kleiner im Durchmesser, auch wurde die Elektronikplatine etwas abgeändert (Bild 3).

Bei der ersten “Einfachversion” der 215, der in der Circus Roco Serie erschienenen 215 001-9, fehlte die Schwungmasse wieder und zu Beginn wurde nur noch ein Drehgestell angetrieben. Es fehlte dann aber nicht nur die Kardanwelle, sondern auch das Innenleben des Getriebekastens. Die Modellversion der 215 008-4 hatte dann den neuen, kleineren 5-poligen Motor mit Schwungmasse erhalten. Darüber lag noch die alte Elektronikplatine mit dem großen Motorausschnitt, was ganz witzig aussieht (Bild 4). Die 215 020-9 altrot, die im gleichen Jahr erschien, hatte aber noch den großen Motor eingebaut.

Aber selbst optische Einfachmodelle, wie die 215 007-6 mit dem weißen Seitenstreifen, erhielten das vollständige Innenleben der Modellloks (Schwungmasse, Lichtwechsel). Spätere Modelle, wie z. B. die 215 131-4, erhielten eine neue Platine, die nun durchgehend über dem Motor lag und eine Digitalschnittstelle hatte (Bild 5). Der Platz für den Decoder fand sich unterhalb des Motors im Kraftstoffbehälter, leicht von unten zugänglich.

Bei den Schwungmassen kann man aber in der Regel davon ausgehen, dass die Einfachmodelle keine erhielten. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel, so dass man eine allgemeingültige Aussage über das Innenleben absolut nicht treffen kann. So die 215 055-5: Ein vereinfachtes Modell, innen aber mit Schwungmasse auf dem niedrigen 5-poligen Motor, dafür aber ohne Lichtwechsel, mit nur einer Glühbirne und ohne Abdeckungen der Seitenfester des Maschinenraums.

Zur Vervollständigung des Innenlebens hier auch noch ein Foto der 215 015-9, welche von Roco mit einer Digitalplatine ausgestattet wurde.

Hier ein Blick in die bereits oben erwähnte 215 001-9. bei der nur ein Drehgestell angetrieben wurde. Es fehlt die Kardanwelle und alle Getriebeteile in dem einen Drehgestellblock.

Hier auch noch ein Blick in die 218 158-4 (Gleichstrom Digital) hinein. Dabei ist zu beachten, dass nun die Glühbirnen oder eingelöteten Kleinbirnen durch LEDs ersetzt wurden (das sind die beiden weißen Punkte auf der Platine). Hierdurch wurde auch eine neue Lichtleiterausstattung notwendig (Foto unten). Der immer wieder beliebte Hütchentausch wird daurch etwas komplizierter.

Auch bei der 218 139-4 ist dieses Innenleben vorhanden, wie das Foto unten zeigt.

Zum Antrieb und Innenleben zum Schluss noch eine Ergänzung.  Es ist bei der Roco 215 in der Regel (Achtung bei den LED-Beleuchtungen und Lichtleitern) problemlos möglich, die Fahrgestelle der verschiedenen Versionen zu tauschen. So kann es gerade auf dem 2nd Hand Markt zu einer noch größeren Zahl von Varianten kommen. Daher sollte bei einem Kauf immer der Blick in die Lok erlaubt sein, bei Internet Auktionen kann man evtl. ein Foto des Innenlebens anfordern. Damit geht man sicher, dass man auch die “richtige” Version erhält, sei es mit Schwungmasse oder ohne, mit neuem Motor oder altem, mit Lichtwechsel oder ohne oder ganz ohne Beleuchtung, Digitalschnittstelle ja oder nein usw.. Daher nochmals die Kriterien, bzw. mögliche Versionen:

Antrieb auf ein oder zwei Drehgestelle / Großer (geschlossener) oder kleiner (offener) 5-poliger Motor / Platine mit oder ohne DSS / Schwungmasse (Anzahl) / Drehgestell von unten / Lichtwechsel / seitliche Fenstergestaltung / Frontfenster grau oder klar, mit oder ohne Innneneinrichtung (=Lichtabdeckung) und Lokführer / Frontgrill lackiert oder graues Plastik. Habe ich alles?

Schachtel und Ersatzteile

Klar, bei einer derartig langen Produktionszeit änderte sich auch die Verpackung. Die 215 in der Erstserie erhielt zuerst den Karton mit Sichtfeld, bevor dann die geschlossenen Kartons eingeführt wurden. Es folgten schließlich wieder Sichtfensterkartons. Inzwischen findet man die Modelle in Playtime oder Professional-Kartons.

Mehrfach habe ich darauf hingewiesen, dass besonders bei den Einfachmodellen bestimmte Dinge vereinfacht wurden. Mit ein klein wenig bastlerischem Geschick, bzw. einem feinen silbernen Lacksift kann man viel verbessern (Griffstangen usw.). Man kann aber auch bei Roco ein paar kleine Ersatzteile bestellen und zusätzlich die Einfachversionen aufrüsten. Das hilft schon viel und ist schnell erledigt. Hier die Bestellnummern (ohne Gewähr ;-):

Trittstufe schwarzgrau: 91418, Trittstufe braun: 91419

Führerstandsfrontfenster: 91402

Führerstandsseitenfenster: 91401 (groß), 91400 (klein)

Ein Blick auf einer AC-Decoder im Bodenfach (von unten)

Roco DB 215 Vorbild Geschichte Unmögliches Modellübersicht Modell+Vorbild Details 215 vs. 218 Sonstiges