Lima FS E645/E646

Geschichte

Hier die Auswertung von Limakatalogen auf der Suche nach der E645/E646. Vorneweg kann man sicher sagen, dass das Modell eine ziemlich weite Verbreitung gefunden hat. Es wurde über viele Jahre gefertigt und war, obwohl eine italienische Lok, sogar in der Spielwarenabteilung von Supermärkten in Deutschland zu finden. Aufgrund des Aufbaus mit zwei Gehäuseteilen und den drei Drehgestellen, wurde sie auch außerhalb ihres Heimatlandes gerne gekauft, da sie eben einfach etwas Besonderes war und zudem preislich ja nun wirklich als günstig bezeichnet werden konnte. Die folgende Einteilung in “Generationen” hat Lima nie vorgenommen, diese stammt von mir und soll nur ein wenig Übersicht in die Modellgeschichte bringen.

   Die erste Generation

Der Limakatalog aus dem Jahr 1964/65 zeigte die E646 als Hauptdarsteller auf dem Titelbild. Wenn auch nur in der klassischen Art gezeichnet, dennoch oder gerade deshalb auch beeindruckend. Grün/grau lackiert, silberne Zierstreifen, die rote Pufferbohle mit der Beschriftung „646 044“ und darunter die 6 silbern glänzenden Radsätze. Da traten die NS 1200, E424, D342 und eine Dampflok in den Hintergrund (auf dem Titelbild).

Auch wenn schon auf meiner Startseite gezeigt, hier nochmals das zeitgemäße und fast schon zeitlose Titelbild des Limakatalogs 1964/1965.

Im Katalog selber war die E646 auch noch als Handmuster, bzw. Zeichnung mit der Bestellnummer 8026 und der Betriebsnummer E646 044 zu sehen, sowie mit einem kleinen Originalbild.

Beschrieben war das Modell wie folgt: „Nachbildung einer E-Lok der Serie „E 646“ der italienischen Staatsbahnen. Der Aufbau entspricht in allen Einzelheiten den Originalplänen der erst neu in Verkehr gestellten Lokomotiven. Entsprechend dem neuesten Programm der FF.SS., sollen die E-Lok der Serie „E 646“ hauptsächlich innerhalb der nächsten Jahre in Fernverkehr für Personenzüge eingesetzt werden. Drei 2-achsige Drehgestelle, wovon eines angetrieben wird. Zahnradgetriebe, welches auf die vier Räder einwirkt. Zwei Räder besitzen eine Gummilauffläche, um die Haftung zu verstärken. 12-Volt-Gleichstrom-Motor, der in Achsenhöhe montiert ist. Länge von Puffer zu Puffer: 210 mm.“

Auch im Katalog 1965/66 schaffte es die E646 prominent auf das Titelbild. Jetzt aber waren alle abgebildeten Lokmotiven Modelle (und nicht mehr Zeichnungen). Im Katalog blieb die Darstellung der E646 zum Vorjahr jedoch unverändert. Eine Preisliste von 1965/66 zeigt, dass die E646 ohne Beleuchtung 25,-- DM und die E646 mit Beleuchtung 29,-- DM kosteten.

Im Katalog 1966/67 hatte die grĂĽn/graue E646 060 dann eine Begleiterin erhalten. Unter der Bestellnummer 8028 (mit Beleuchtung 8028/CL) wurde nun die GĂĽterzugvariante E645 in der Farbgebung dunkel-/hellbraun (castagno/isabella) gezeigt. Das abgebildete Modell war jedoch noch eine umlackierte E646 060, wie man an der erhabenen Frontbeschriftung sehen konnte.

Es gab auch Versionen für den amerikanischen und schwedischen Markt, bei denen die Kupplungen entsprechend “passend” waren. So eine Fleischmann-Kupplung für die Skandinavier und eine NMRA (X2F Horn-Hook) Kupplung für die USA.

Im Folgekatalog 1968/69 wurden dann beide Modelle in seitlichen Modellfotos im Katalog gezeigt. Bis auf die Farbgebung waren die beiden Lokomotiven identisch. Sie trugen die Stromabnehmer mit metallischen Ober- und Unterscheren, die sehr den Stromabnehmern von Märklin ähnelten.

Und auf dem Titelbild war die E646 schon wieder gelandet.

Im Katalog 1969/70 waren die unbeleuchteten Versionen entfallen und nur noch die „CL“-Lokomotiven (Con Luci – mit Licht) blieben enthalten. Dieser Wegfall der unbeleuchteten Versionen traf in diesem Katalog auch fast alle anderen größeren Lokomotiven von Lima.

Der Katalog von 1970/71 hatte ein quadratisches Format und auch hier waren die E645 und die E646 wieder vorhanden. Nun fiel aber auf, dass die Stromabnehmer irgendwie verändert aussahen. Da Lima aber erst ab 1974 Stromabnehmer mit einer Unterschere aus Kunststoff verwendet hat, dürfte es sich bei der Veränderung lediglich um eine Folge der Retouchierung handeln. Auch sonst waren die Bilder retouchiert und daher nicht in vollem Umfang aussagekräftig. Beide Modelle waren damals mit einem Preis von 5.000 Lire ausgezeichnet.

In den nächsten Jahren gab es keine Veränderungen, die beiden Modelle gehörten zum Standardprogramm. In den Jahren wurde dann lediglich die Kennzeichnung der vorhandenen Beleuchtung von „CL“ in „L“ geändert.

Im Jahr 1977/78 fand man in der deutschen Ausgabe des Limakatalogs unter der Rubrik „Züge aus aller Welt“ nur die grün/graue E646 im Programm. Auch im Katalog von 1978/79 war die braune E645 nicht vorhanden. Dies galt aber nur für die deutsche Ausgabe des Katalogs. So fand man zum Beispiel in der belgischen und in der französischen Ausgabe die braune E645 weiterhin.

Änderungen gab es dann im Katalog 1978/79 zu sehen. So änderte sich die Bestellnummer, es wurde nun eine “20” vorangestellt. Der Stromabnehmer hatte nun definitiv auch eine Unterschere aus schwarzem Kunststoff (evtl. schon ab 1974 eingeführt) und die Pufferbohle wurde mit einem Ausschnitt oberhalb der Kupplung versehen.

Auch danach waren die E645 und die E646 nicht immer im Katalog, aber wohl sicher weiterhin im Programm. So konnten beide Loks in der International Collection von 1980 gefunden werden.

Im Katalog 1981/82 war dann nur die E646 zu finden. Jetzt trug das Modell aber Stromabnehmer mit roter Kunststoffbasis und roter Unterschere. Das Modell war zudem als Neuheit gekennzeichnet worden und als Lok der 2. Serie beschrieben Das Modell war aber nach meiner Meinung unverändert.

Von diesen Modellen der “ersten Generation” gibt es zudem noch farbliche Abweichler, auf die ich aber mangels Wissen nicht weiter eingehen kann. Ich vermute, sie stammen aus Startpackungen und die mir bekannten (wenigen) Modelle sind in der Modellübersicht zu finden. Wer weiß, was für Lackierungsvarianten hier noch schlummern.

   Die zweite Generation

Im Jahr 1983 erschien ein weiterer Limakatalog mit dem Titel „Das komplette Lima-Programm“. Hier fand man die bewährten Modelle der grün/grauen E646 und auch die braune E645, die nun auch die roten Stromabnehmer auf dem Dach hatte. Beide Modelle konnten mit oder ohne funktionsfähige Stromabnehmer erworben werden (Kürzel „P“ nach der Bestellnummer). Die “P”-Lokomotiven hatten dann natürlich wieder die Regelstromabnehmer auf dem Dach, die auch den Strom leiten konnten. Dazu kam ein Umschalter im Dachbereich.

Aber dies war nicht alles. Die “zweite Generation” der Lima E646 kündigte sich an. Bei den Zugpackungen der Golden Series war eine FS Nahverkehrspackung in den neuen Farben der FS abgebildet. Diese bestand aus zwei Doppelstockwagen (einer davon als Steuerwagen) und einer E646, die ebenfalls in der neuen Lackierung ausgeführt worden war. Die Abbildung war allerdings noch ein gezeichnetes Bild. Die Lok trug aber bereits eine eigene Bestellnummer (208150), war also auch außerhalb der Zugpackung (149804) zu erhalten.

Auch wenn die Lokomotive nur gezeichnet war, konnte man deutliche Veränderungen zu den bisherigen Modellen annehmen, wenn das Modell dem Vorbild entsprechen sollte.

So der Wegfall der erhabenen Zierlinien und eine veränderte Darstellung der Lüftungsgitter, bzw. der Lüfter- und Fenstereinteilung.

Diese Annahme bestätigte sich beim weiteren Durchblättern des Katalogs, denn da war außerdem eine grün/graue E646 als Neuheit zu finden (208149), welche genau diese Veränderungen schon als Modellaufnahme zeigte. So fehlten die aluminiumfarbigen Zierleisten und man konnte trotz des kleinen Bildes erkennen, dass das Gehäuse vorbildgerecht verändert wurde und nun andere Lüftungsgitter in den Seitenwänden zu finden waren.

Im Katalogjahr 1985/86 war die Nahverkehrspackung als „Pendelzug“ auch in der deutschen Katalogausgabe zu finden. Dazu kam die alte braune E645 und die neue grün/graue E646 153 ohne die Zierleisten.

1986/87 veränderte sich das Angebot nicht, nun wurden aber die drei Einzelloks auch auf einer Seite vorgestellt. Dies wiederholte sich im Katalog 1988/89. Diese Versionen blieben weiter im Programm bis hin zum Katalog Euro Programm 1990.

Dabei fällt auf, dass die braune E645 niemals als Modell der “zweiten Generation” mit ĂĽberarbeitetem Gehäuse erschienen ist. Das ist jedoch nur auf den ersten Blick unverständlich und auf den zweiten Blick völlig korrekt. Der LĂĽfterumbau wurde nämlich bei den Lokomotiven fĂĽr WendezĂĽge durchgefĂĽhrt und das war die E646. Eine E645 hat meines Wissens nie diesen LĂĽfterumbau erhalten. 

   Die dritte Generation

Ein großer Umbruch in der Geschichte der Lima E645/E646 erfolgte im Jahr 1991. Lima war inzwischen sehr bemüht, sich immer weiter von dem früheren Spielzeugimage zu lösen und auch moderne Antriebskonzepte, wie den Mittelmotor mit Schwungmasse, umzusetzen. Neben vielen anderen Modellen wurde auch die E645/E646 in diesem Rahmen überarbeitet, sowohl technisch, wie auch optisch. So war im Katalog Europrogramm 1991 keines der früheren Modelle mehr enthalten.

Dafür wurden als “dritte Generation” gleich mehrere überarbeitete Neuauflagen mit Originalfotos oder Zeichnungen angekündigt:

208253 – E645 059 – castagno/isabella mit Aluleisten
208254 – E646 178 – grün/grau modernisiert
208255 – E646 052 – Navetta modernisiert
208256 – E646 182 – grün/grau mit Aluleisten
208005 – E646 037 – dunkelblau/hellblau „Treno Azzurro

Nach der Beschreibung im Katalog besaĂźen diese Modelle einen Doppelkardanantrieb mit Schwungmassen.

Irgendwie zuerst nicht ganz verständlich wurden diese Modelle in den folgenden Katalogen von Lima überhaupt nicht mehr gezeigt. Da waren zwar eine ganze Menge FS-Modelle zu sehen, aber die E645/E646-Familie fehlte völlig. Dabei sind diese fünf Modelle tatsächlich alle erschienen und zeigten mit Mittelmotor, Schwungmasse, Doppelkardanantrieb auf 4 Achsen und einer Vielzahl von freistehenden Zurüstteilen (die man aber selber anbringen durfte), was für ansprechende Modelle Lima fertigen konnte.

Darüber hinaus sind von vier dieser Modelle (nicht bei der Treno Azzurro Variante), sogar noch zweite Auflagen mit Verbesserungen erschienen, bei denen zwar nicht die Bestellnummer, aber die Betriebsnummer verändert wurde. Ich kann zwar derzeit nicht 100% das komplette Erscheinen dieser 2. Auflage bestätigen, glaube aber fest daran, da ich selber zumindest eine davon in der Sammlung hatte und hier auch im Bild zeigen kann und eine andere bei eBay entdeckt wurde.

Nun aber zurück zu der Frage, warum die E645/E646 so plötzlich auf den Limakatalogen verschwand. Der Grund hierfür erschließt sich, wenn man sich die Firmengeschichte von Lima betrachtet. So wurde Lima im Jahr 1992 von Rivarossi übernommen. Zwar blieb Lima als Firmenname auf dem Markt vielfältig präsent, aber einzelne Teile des Programms wurden sehr schnell in das Rivarossiprogramm integriert. Dazu gehörte eben auch die E645/E646. Rivarossi hatte zwar schon früher selber die E645/E646 im Programm, diese Modelle waren jedoch noch nicht im Maßstab 1/87 ausgeführt, optisch und technisch überholt und verschwanden ca. 1991 aus dem Programm. Dies wohl gerade wegen der Übernahme der sehr maßstäblichen Limamodelle.

Der Rivarossikatalog von 1992 enthielt so keine Loks dieser Baureihe, dafĂĽr wurden bei den Neuheiten 1993 gleich vier Lokomotiven der Modellfamilie angekĂĽndigt. Eine E645 068 in castagno/isabella, eine E646 035 Treno Azzurro, eine grĂĽn/graue E646 122 und eine Navetta E646 031. Da wird es dann eindeutig, dass Rivarossi die Lima E645/E646 in sein eigenes Programm aufgenommen hatte (wie auch andere Limamodelle).

Auch wenn damit die Limalok unter anderem Namen weiter gefertigt wurde, beende ich hier den kleinen Modellbahnwahn der Lima E645/E646 und wer weiĂź, vielleicht gibt es irgendwann einmal eine Fortsetzung mit den Rivarossimodellen der Lima E645/E646.

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