Etwas Vorgeschichte

Mit den Erfahrungen aus dem ÖBB Versuchsträger der Baureihe 1146 entwickelte SGP-Verkehrstechnik und ELIN die Baureihe 1014. Dabei handelte es sich um eine Zweifrequenzlokomotive für 15 kV bei 16 2/3 Hz und 25 kV bei 50 Hz.

Der Lokkasten glich prinzipiell dem der Reihe 1822 aus dem Jahr 1990, ist aber mit 17,50 m etwas kürzer (1822: 19,30 m). Die insgesamt 18 Lokomotiven wurden von 1993 bis 1994 abgeliefert. Es waren Umrichterlokomotiven (mit konventionellen Thyristoren) mit Asynchronmotoren.

Die Lokomotiven besaßen Tandem- und Wendezugsteuerung. Die Dauerleistung betrug 3.000 kW (Spitzenleistung: 3.4000 kW) und die Höchstgeschwindigkeit 170 km/h.

Roco ÖBB 1014

Vorbild

Ganz so bekannt wie andere ÖBB Klassiker (1020, 1044, 2043 oder der Taurus...) war die 1014 sicher nicht. Daher dürfen ein paar Worte zum Vorbild nicht fehlen. Zumal die Vorbildgeschichte durchaus interessant war und noch ist.

Die Vorbildfotos auf dieser Seite zeige ich mit freundlicher Genehmigung von Bernd Kittendorf. Wenn noch jemand ein CAT-Foto beisteuern könnte, würde ich mich freuen.

1014 003-6 am 10.08.2007 in Wien Südbahnhof

Der Grund für die Beschaffung der Lokomotiven für den grenzüberschreitenden Verkehr war zum einen der stark zunehmende Verkehr zwischen Österreich und Ungarn nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, wie auch die geplante Weltausstellung in Wien und Budapest im Jahr 1995 und die Beförderung von Leichtschnellzügen zwischen diesen beiden Städten. Dieser Baugrund entfiel jedoch schon in/vor der Bauphase der Lokomotiven, nachdem sich in einer Volksabstimmung in Wien im Jahr 1991 die Bevölkerung gegen diese Expo entschied. Dennoch wurden die Loks zumindest am Anfang als “Expo-Loks” bezeichnet.

Der Gewichtsunterschied

Damit sind wir schon beim “Gewicht”. Ursprünglich war die 1014/1114 für diese Dienste als Leichtbaulok mit 16,5 t Achslast geplant. Durch den Wegfall der vorgesehenen Expo-Züge wurde schon bei der Ablieferung die Achslast auf 18,5 t durch Ballast gesteigert und die Lokomotiven erhielten die Reihennummer 1014. Nur die Lokomotiven 1114 002-7, 1114 017-5 und 1114 018-3 erhielten das zusätzlich Gewicht zuerst nicht, wobei die 1114 002-7 bereits im Jahr 1994, nur wenige Monate nach der Ablieferung, den zusätzlichen Ballast und die Betriebsnummer 1014 002-8 erhielt. Alle anderen Lokomotiven wurden mit dem zusätzlichen Ballast von 8 Tonnen und damit mit einer Achslast von 18,5 t abgeliefert. Die beiden weiteren 1114 wurden im Jahr 1999 beschwert und zur 1014 umgezeichnet.

Einsatzgebiete

Das erste Einsatzgebiet der Lokomotiven war die Nord- und Ostbahn. Für die grenzüberschreitenden EC-Verkehre nach Budapest erhielten dazu fünf Lokomotiven das ungarische Zugsicherungssystem EVM 120 und entsprechend zwei zusätzliche Stromabnehmer für das Netz der MAV. Dabei handelte es sich (wohl) um die 1014.005-1, 1014 006-9, 1014 007-7, 1014 009-3 und 1014 015-0. Die weiteren Leistungen waren Wendezüge über die ROeEE/GySEV nach Sopron bzw. Deutschkreutz.

Einsätze auf der Nordbahn endeten in Breclav, da zwar das Stromsystem passte, aber das Fehlen des Zugsicherungssystems weitergehende Leistungen nicht erlaubte. Vor allem der Einsatz vor schweren Güterzügen sorgte für eine entsprechend hohe Abnutzung der Lokomotiven.

1014 010-1 am 11.08.2007 in Wien Westbahnhof

Mit der Beschaffung der Reihe 1016/1116 suchte man für die 1014/1114 neue Einsatzgebiete. Dabei waren drei Lokomotiven für mehrere Monate bei der Wiener Flughafenverbindung CAT (City Airport Train) im Einsatz und erhielten dafür die passende und ansprechende Lackierung. Dies waren die Lokomotiven 1014 005-1, 1014 007-7 und 1014 010-1. Zu diesem Zeitpunkt war die 1014 006-9 bereits nach einem Brandschaden im Jahr 2000 nicht mehr einsatzfähig, da sie zum 31.12.2001 ausgemustert worden war und einige Jahre später bei der Firma Scholz in Linz zerlegt wurde.

Die Stromabnehmer - Wo? Wie viele? Wie herum?

Auch die Stromabnehmer der 1014 sind ein Gebiet, das wohl noch nicht ganz geklärt ist. Je mehr mich mich dafür interessiert habe, um so mehr Fragen hatte ich. Wie viele Stromabnehmer hatten welche Loks? Warum war bei manchen Loks das Knie innen und bei welchen? Gab es Loks mit drei Stromabnehmern? Hatten die Loks für das MAV-System andere Stromabnehmer?

Ich versuche daher hier vor allem die zum Teil unterschiedlichen Informationen aus dem Internet und aus der Literatur zusammen zu führen. Dabei habe ich auch das Netz nach entsprechenden Vorbildfotos intensiv durchsucht, aber, wer hätte es gedacht, aussagekräftige Dachfotos sind selten. Wenn hier also jemand etwas besser weiß und belegen kann, bitte her mit der Information um mehr Licht in das Dunkel zu bringen.

Vorgesehen war ursprünglich, die Lokomotiven mit 4 Stromabnehmern auszustatten. Dabei sollten die beiden Stromabnehmer für das ÖBB-Netz innen auf das Dach gesetzt werden, die beiden Stromabnehmer für das MAV-Netz mit der breiteren Wippe sollten außen auf dem Dach sitzen. Dies könnte erklären, dass es gerade in den ersten Jahren Fotos mit nur zwei ÖBB-Stromabnehmern gibt, die innen sitzen und deren Knie entsprechend zur Dachmitte zeigt. Das war der ursprünglich geplante Ort für die ÖBB-Stromabnehmer. Diese Lokomotiven hatte also die MAV-Stromabnehmer noch nicht erhalten. Im Internet ist die pauschal die Rede davon, dass es sich dabei um die Lokomotiven 1014 001-0 bis 1014 010-1 gehandelt haben soll. Bekannt sind mir nach Vorbildfotos und -videos auf jeden Fall die 1014 001-0 (1993-1994), 1014 002-8 (1994/1996), 1014 003-6 (1994), 1014 007-7 (1994), 1014 010-1 (1994), 1014 012-7 (1994) und 1114 002-7 (1994). Mit der bildlich nachgewiesenen 1014 012-7 ist also zumindest schon eine Lokomotive außerhalb der ersten 10 Loks nachgewiesen. Dies wurde dann bei allen Loks aber vermutlich schon relativ schnell, ca. 1994, geändert und der ÖBB Stromabnehmer wanderte nach außen mit dem Knie zur Lokfront hin.

In den meisten Fällen kamen also nur zwei ÖBB-Stromabnehmer auf das Dach. Diese dann nach der beschriebenen Anfangszeit mit dem Knie nach außen und außen sitzend, wie man es “kennt”. Die Lokomotiven für den EC-Verkehr nach Ungarn erhielten zeitweise die 4 Stromabnehmer. Dabei soll es sich um die Lokomotiven 1014 005-1, 1014 006-9 (bestätigt), 1014 007-7 (bestätigt), 1014 009-3 (bestätigt) und 1014 015-0 gehandelt haben. Andere Quellen nennen noch die 1014 010-1. Dies wohl aber nicht alle gleichzeitig, sondern zu unterschiedlichen, teilweise überlappenden Zeiten. Grund für die zusätzlichen MAV-Stromabnehmer mit einer breiteren Wippe war die andere Fahrleitungsgeometrie in Ungarn. Wir erinnern uns dabei auch an die ersten Lokomotiven der Baureihe 1116, die nach Ungarn fuhren und ebenfalls einen dritten Stromabnehmer auf dem Dach hatten. Da man in Ungarn aber diese Fahrleitungsgeometrie ca 1998/1999 verändert und angepasst hatte, waren die zusätzlichen Stromabnehmer, bzw. die anderen Schleifleisten, ab diesem Zeitpunkt nicht mehr notwendig.

Die Lokomotiven für die Wendezüge nach Sopron dagegen kamen wohl ab 1997 mit nur einem zusätzlichen Stromabnehmer für das MAV-Netz aus. Dabei soll es sich um die Lokomotiven 1014 012-7, 1014 013-5, 1014 014-3, 1114 017-5 und 1114 018-3 gehandelt haben. Wenn ich einmal viel Zeit habe, gehe ich das Netz dazu erneut nach Fotos durch. Denn so ganz klar kann ich das mit dem Stromabnehmer bisher nicht auf Bildern bestätigen. Dabei stellt sich vor allem auch die Frage, ob diese Lokomotiven drei Stromabnehmer erhielten, oder ob nur ein ÖBB Stromabnehmer mit einer breiteren Wippe versehen wurde. Die genannten Lokomotiven beführen vor allem im Wendezugverkehr die Linie nach Sopron, verkehrten also auf der GySEV Strecke. Auch dort lag eine andere Fahrleitungsgeometrie vor, welche eine breitere Wippe erforderte. Der Umbau der Fahrleitung soll aber 2002 erfolgt sein, so dass ab 2002 keine anderen Wippen mehr notwendig waren. Zumindest ab diesem Jahr besaßen alle 1014 zwei Stromabnehmer. Den einzigen bildlichen Beleg für drei(!) Stromabnehmer konnte ich in einem YouTube Video entdecken. Dabei handelte es sich jedoch um die 1014 006-9 (zwei Stromabnehmer über Führerstand 2, aber schon im Jahr 1994). Vielleicht wurde hier anfangs auch nur ein MAV-Stromabnehmer auf das Dach gesetzt oder es wurde ein defekter Stromabnehmer abgebaut. Es gab aber definitiv zumindest diese eine 1014 mit drei Stromabnehmern im Betriebseinsatz. Es sind also noch ein paar Fragen offen.

Lackierung und Beschriftung

Blicken wir auch noch auf die Entwicklung bei der Beschriftung und der Lackierung der ÖBB 1014. Grundsätzlich wurden alle 1014 in der attraktiven grau/roten Lackierung mit dem Versatz auf den Seitenwänden ausgeliefert worden. Die einzige Ausnahme davon war die 1014 011-9, die zumindest, soweit mir bekannt ist, von Anfang an in der veränderten Rail Cargo Austria Lackierung auf die Schienen kam, als ein attraktiver Werbeträger für die im Jahr 1992 geschaffene Marke RCA der ÖBB Güterverkehrsleistungen.

Weitere deutliche abweichende Farbtupfer waren die bereits erwähnten drei Lokomotiven, die ab 2003 in den Farben des CAT (City Airport Train) lackiert (foliert) wurden. Dies waren die 1014 005-1, 1014 007-7 und 1014 010-1. Nachdem ihr Einsatz beim CAT nicht mehr benötigt wurde, erhielten sie wieder das ursprüngliche Farbkleid, nun wurde aber das Schneckerl der ÖBB durch das Logo der Wortmarke an den Seiten und Fronten ersetzt. Alle anderen 1014 behielten das alte ÖBB Logo bis zum Schluss.

1014 010-1 am 10.08.2007 in Wien Südbahnhof

Zu erwähnen sind dann nochmals die drei Lokomotiven, die aufgrund des geringeren Gewichts als 1114 bezeichnet worden waren, 1114 002-7 (12/1993 - 08/1994), 1114 017-5 (09/1994 - 10/1999) und 1114 018-3 (10/1994 - 12/1999). Diese Lokomotiven wurden der Serie angepasst und dann ebenfalls zu 1014 umgezeichnet. Zu diesen wurde ja bereits etwas geschrieben.

Auf einem Video im Internat entdeckte ich zudem eine Aufnahme aus dem Jahr 1996, welches eine 1014 zeigt, bei der die Betriebsnummer an der Front nicht direkt über dem roten Streifen steht, sondern deutlich höher, fast unter dem Führerstandsfenster. Leider konnte ich die Loknummer nicht entziffern.

Der Brunel Award

Dann war da auch noch der Brunel Award. Das ist eine seit 1985 bestehende Auszeichnung für Eisenbahngesellschaften für herausragende Leistungen, vergeben von der Watford Gruppe. In der Kategorie 5 werden auch Eisenbahnfahrzeuge ausgezeichnet. Die Verleihung findet in der Regel alle 2 bis 3 Jahre statt. Die ÖBB 1014 erhielt für das gelungene Design im Jahr 1994 diesen Preis. In der Folge erhielten einige Lokomotiven der Baureihe seitlich unter dem linken Führerstand entsprechende Plaketten. Ich konnte bisher die folgenden Lokomotiven mit dem Brunel Award feststellen. Das muss nicht vollständig sein, aber ich denke nicht, dass alle Lokomotiven so “ausgezeichnet” waren.

1014 001-0, 1014 002-8, 1014 005-1, 1014 007-7, 1014 010-1, 1014 011-9, 1014 014-3, 1014 016-8, 1114 017-5 und 1014 017-6, 1114 018-3 und 1014 018-4.

Das Ende, das 2. Leben, das 2. Ende und das 3. Leben und was kommt noch?

Ab dem Jahr 2009 waren die Lokomotiven der Baureihe 1014 nicht mehr im Plandienst zu finden. Es fehlten wohl Ersatzteile und man wusste wohl auch nicht so richtig, wie man die Lokomotiven einsetzen sollte. In den Folgejahren waren aber weiterhin einige Lokomotiven in Sonderzugdiensten und vor Messzügen im Einsatz. Der Rest war abgestellt worden. Erst im Jahr 2016 erfolgte die Ausmusterung der Baureihe, was wohl mit noch laufenden Cross-Border-Leasingverträgen zusammen hing, die erst 2016 endeten oder beendet wurden.

Im November 2016 erfolgte dann die Abfuhr von 16 vorhandenen Lokomotiven der Baureihe nach Rumänien zur Verschrottung. Nach meiner Internetsucherei war die 1014 006-9 ja nach einem Brandschaden ausgemustert worden. Ein Foto aus dem Jahr 2008 zeigte sie noch im TS Werk Linz. Außerdem blieb die 1014 001-0 in Linz, wo sie als Ersatzteilspender gedient hatte. hier gibt es Bilder aus dem Jahr 2017, die dies bestätigen. Zu der geplanten Verschrottung kam es jedoch nicht. Im Jahr 2018 wurden die Lokomotiven von der Firma Zeller Transporttechnik übernommen und kamen zurück nach Österreich. In ihrer bisherigen Lackierung mit ZTT-Schriftzug kamen die Lokomotiven vor Güterzügen zum Einsatz. Einsatzfähig hergerichtet wurden dazu die 1014 003, 004, 008, 010, 011 und 016 (evtl. nicht abschließend).

Im Jahr 2020 ging jedoch ZTT in Insolvenz und die Lokomotiven wurden erneut abgestellt. Das war aber noch nicht das endgültige Ende. Inzwischen sollen 5 Lokomotiven nach Tansania verschifft worden sein (es gibt dazu auch Videos im Internet, auch bereits aus Tansania), die dort auf der im Bau befindlichen Normalspurstrecke von Daressalam nach Morogoro zum Einsatz kommen sollen (Stand 2022).

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Die 1014 008-7 (Bild oben) und die 1014 011-1 (Bild unten) in der Reihe der ZTT Lokomotiven am 07.09.2021, dem Tag des Abtransports nach Mukran, im Heizhaus Strasshof.