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Modellbahnwahn

Rivarossi - Die Familie der DB 117, 118, 119

Die Geschichte dieser Modellfamilie beginnt fĂŒr mich mit einem kleinen Artikel in der Zeitschrift “Moderne Eisenbahn” (heute: Eisenbahn Magazin) vom Februar 1972. In der Rubrik “Messe Express 72” wurden Modellbahnneuheiten von der NĂŒrnberger Messe kurz vorgestellt. Da fand sich der kleine Artikel (rechts).

Geschichte

Im folgenden Heft vom MĂ€rz 1972 wurde die kommende E19 gleich nochmals erwĂ€hnt und eine gute AusfĂŒhrung und Detaillierung wurde bei Rivarossi geradezu selbstverstĂ€ndlich erwartet. Daran sieht man, dass die Modelle von Rivarossi auch damals einen richtig guten Ruf hatten und bei vielen Modellbahnern beliebt waren.

Ich finde es heute nur schade, dass man in dem Messebericht das Handmuster nur als “nicht fotogen” gewĂŒrdigt hatte und daher keine Abbildung erfolgte.

Auch im Rivarossi Katalog von 1972/1973 wurde man logischerweise fĂŒndig. So wurde in der Rubrik „EuropĂ€ische elektrische Lokomotiven” eine rote E19 gezeigt. Die Abbildung war jedoch noch eine Zeichnung und man konnte so nicht auf das kommende Modell schließen. Aber in der Beschreibung wurde unter anderem schon die Betriebsnummer E19 11 genannt.

Beschrieben wurde das Modell wie folgt:

“1665: Schöne Wiedergabe der E-Lok E19-11 der deutschen Eisenbahn. Diese Lokomotive, die anfĂ€nglich durch die AEG und dann von Henschel und SSW gebaut wurde, erreichte durch 4 Doppel- 8-Polmotoren eine Geschwindigkeit von 180 km/h. Frontbeleuchtung mit Dioden fĂŒr Beleuchtungswechsel. Umschalter fĂŒr Oberleitungsstromabnahme oder 2-Schienensystem. LĂ€nge 20 cm.

1098: Modell wie 1665, jedoch fĂŒr 3-Gleis-Wechselstrom.”

Das Modell war im Katalog bereits als „Lieferbar“ gekennzeichnet.

In einer Kleinanzeige fand man im November 1972 auch die Preise. So wurde die rote E19 11 in Gleichstrom fĂŒr 87,-- DM (ca. 44,-- EUR) und in Wechselstrom fĂŒr 98,50 DM (ca. 50,-- EUR) angeboten. Diese Preise konnten durchaus als preiswert bezeichnet werden, denn so kostete zum Beispiel eine Röwa E91 in Gleichstrom 100,-- DM mehr. Auf der anderen Seite war aber auch wieder eine Fleischmann Re 4/4 in der TEE Farbgebung fĂŒr knapp 70,-- DM (ca. 36,-- EUR) zu bekommen.

Dass die Rivarossi E19 wirklich ein sehr interessantes Modell auf dem Markt war, merkte man auch daran, dass sie schon kurz nach dem Erscheinen in der Zeitschrift Moderne Eisenbahn in einem Vergleichstest zu finden war.

So wurde der Antrieb durchaus gelobt, da er gut gekapselt war und auch die Stromabnahme wurde als kontaktsicher eingeschÀtzt. Besonders die Langsamfahrteigenschaften wurden gelobt, sowie ein taumelfreier Lauf. Zugkraft und vor allem die Detaillierung des Fahrgestells wurden gelobt, denn es wurden auch kleine Einzelheiten nachgebildet.

Die Detaillierung des GehĂ€uses war vorbildgerecht und das Abheben des GehĂ€uses durch die Rastnasen wurde positiv gewertet, da es zweckmĂ€ĂŸig und wartungsfreundlich sei. Dies kann man noch heute bestĂ€tigen.

Allerdings wurde bemĂ€ngelt, dass die Beleuchtung der Frontlampen bei langsamer Fahrt deutlich zu schwach war. Die Herstellerschilder waren etwas zu groß. DafĂŒr wurde besonders darauf hingewiesen, dass “als besonderer Gag” ein Satz messingfarbener Reichsbahnadler (mit dem komischen Kreuz) beigelegt worden war, welcher je nach Einsatzepoche aufgebracht werden konnte. Im Gesamteindruck wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Rivarossi maßstĂ€blich und weitgehend detailgetreu gefertigt wurde und damit Rivarossi erstmals der entscheidende Durchbruch in der Klasse der Spitzenmodelle nach deutschen Vorbildern gelungen sein dĂŒrfte.

Eine Tabelle der MaßstĂ€blichkeit zum Vorbild ergab bei der Rivarossi E19 fast durchgehend sehr gute Werte. So ist das Modell in der LĂ€nge gerade einmal 1,4 mm zu lang, was selbst heute noch zu vernachlĂ€ssigen ist. In der Höhe, dem Treibachsstand und dem Gesamtachsstand waren die Werte sogar exakt. Ein kleiner Ausrutscher war allerdings die Breite des Modells, denn die war im Vergleich zum Vorbild um 1,6 mm zu breit. Es ist aber nicht zutreffend, wie immer wieder behauptet wird, dass die Rivarossi E19 im Maßstab 1/82 oder 1/85 gefertigt wurde. Lediglich in der Breite stimmt das Modell nicht ganz. Im Bericht wurde auch schon darauf hingewiesen, dass Anfang des nĂ€chsten Jahres (1973) die E19 auch in blau und grĂŒn erscheinen soll.

Im Jahr 1972 prĂ€sentierte die “Moderne Eisenbahn” auch erstmals seinen Lesern die Wahl zum Modell des Jahres. Bei den H0-Triebfahrzeugen in Großserie war auch die Rivarossi E19 als Kandidat dabei und durfte sich der Lesergunst stellen. Die Konkurrenten waren MĂ€rklin S3/6, Fleischmann 064, Trix 92 und Röwa E91. Die Rivarossi E19 konnte damals aber nur den 4. Platz vor der Trix 92er erreichen.

In einem Prospekt von 1973 wurden bereits als Lieferungen fĂŒr den Februar 1973 die nĂ€chsten AusfĂŒhrungen der E19 angekĂŒndigt.

So die E19 12 in grĂŒn, wie sie in der Zeit zwischen 1944 und 1959 gespritzt war (Originaltext). Diese Lok wurde mit der Bestellnummer 1667 in Gleichstrom und der Bestellnummer 1095 in Wechselstrom vorgesehen.

Dazu kam die blaue 119 012-3 in er Epoche IV Beschriftung (Gleichstrom: 1666, Wechselstrom: 1096).

Bereits im Februar 1973 stellte das Eisenbahn Magazin (wie die Moderne Eisenbahn nun hieß) allerdings fest, dass die Preise - weniger erfreulich - stark angehoben wurden. So war die E19 nun fĂŒr 106,-- DM (ca. 54,-- EUR) in Gleichstrom und 136,-- DM (ca. 70,-- EUR) in Wechselstrom im Angebot. Aber die Modelle waren immerhin kurzfristig tatsĂ€chlich zu erhalten.

Im Jahr 1974 wurde bei der NĂŒrnberger Messe ein Handmuster der Rivarossi E17 gezeigt. Danach war hier laut Messebericht ein Spitzenmodell zu erwarten, aber es wurde bereits auch ausgesagt, dass es bis zur Auslieferung noch einige Zeit dauern wĂŒrde. So war es auch, denn erst bei der Messe 1975 wurde dann die “fertige” E17 prĂ€sentiert. Bereits das abgebildete Muster trug ĂŒbrigens die Betriebsnummer 117 121-4 der Epoche IV. Die Lok war damals die interessanteste Rivarossi Neuheit fĂŒr den H0-Bahner. Aufgebaut war das Modell auf dem Fahrgestell der E19. Auch hier wurde im Messebericht des Eisenbahn Magazins wieder auf eine gute Detaillierung hingewiesen. Die Preise jedoch waren erneut gestiegen. So war die E17 fĂŒr 120,-- DM (ca. 61,-- EUR) in Gleichstrom, bzw. 154,-- DM (ca. 79,-- EUR) in Wechselstrom im Angebot. Hierzu gab es im Eisenbahn Magazin 3/1975 noch einen interessanten Hinweis. So sei laut Firmenangaben dieser Preis nur möglich, indem man eben auf das Fahrgestell der E19 zurĂŒckgegriffen habe. Ansonsten wĂ€re bei einer Neuentwicklung der Preis an die 200,-- DM Grenze (fĂŒr Gleichstrom) geklettert. So wurde die E17 eben einige Millimeter zu lang, aber die Proportionen wirkten vorbildgerecht und es waren auch eingesetzte Fenster vorhanden. Schon direkt nach der Messe war die 117 im Handel zu erhalten.

Zu dem Thema, dass bei der E17 das Fahrgestell der E19 verwendet wurde (und auch bei der folgenden E18) und dies leider ein durchaus störender Fehler war, gibt es noch Infos auf der Seite “Details”.

Der Rivarossi Katalog von 1975/1976 zeigte dann die bereits vorhandene Lokfamilie. Neben der roten E19 11, der grĂŒnen E19 12 und der blauen 119 012-3 war nun auch die grĂŒne E17/117 als lieferbare Neuheit zu sehen.

Die E17 war dabei im Katalog als “E17” beschrieben und auch das Modellfoto zeigte eindeutig die Aufschrift “E17 121”. Allerdings war das Modell auf der Messe als 117 121-4 in der Epoche IV beschriftet und auch die Anzeigen in den Fachzeitschriften zeigten die Epoche IV Betriebsnummer. Ob daher tatsĂ€chlich eine E17 erschienen ist, bezweifle ich, zumal mir auch bei gebrauchten Loks noch nie so ein Modell unter die Augen kam. Auf der anderen Seite wurde auch in einem Buch ĂŒber Rivarossi von 1981 von Claudio Molfa eine E17 121 mit den SBS 10 Stromabnehmern gezeigt. Das war aber evtl. das selbe Handmuster.

Auch die Rivarossi 117 kam ĂŒbrigens in die Auswahl des Modell des Jahres 1975. Dort waren auch die Fleischmann 24, Liliput Dampflok Ee 3/3 der SBB, Roco 144.5 und Trix 221 zu finden. Diesmal reichte es hinter der Roco 144.5 und der Fleischmann 24er immerhin auf das Podest.

Dann lag meinem Katalog von 1975/1976 auch eine Preisliste mit Stand vom 07.02.1976 bei. Der Preis lag nun bei 135,-- DM (ca. 69,-- EUR) in Gleichstrom und bei 180,-- DM (ca. 92,-- EUR) in Wechselstrom. Aber man fand 1976 in Modellbahnzeitschriften auch Anzeigen von FachhÀndlern, bei denen sich die Preise bei angenehmeren 100,-- DM / 125,-- DM bewegten.

Nach der E19 und der 117 konnte man ja eigentlich die nĂ€chste Neuheit von Rivarossi schon vorhersagen. Fast schon zwangslĂ€ufig deutete alles auf die Baureihe E18/118 hin. Auf der NĂŒrnberger Messe 1976 wurde die E18 dann auch fĂŒr den Herbst angekĂŒndigt. Etwas ĂŒberraschend war dann eher, dass zuerst ein Modell in der neuen Farbgebung beige/tĂŒrkis erschien, wie sie von der DB ab 1974 verwendet wurde und bei der großen E18/118 auf insgesamt nur drei Lokomotiven Einzug hielt (118 013, 028 und 049).

Bei den Neuheiten 1976 gab es die 118 028-0 nicht nur als einzelnes Modell in Gleich- und Wechselstrom, sondern auch in einer Zugpackung “Gambrinus” mit drei so genannten “Pop-Wagen” und einem grĂŒn/roten Halbspeisewagen. Diese Packung gab es nur in Gleichstrom unter den Bestellnummern 604 und 605 (mit zusĂ€tzlicher Gleispackung Hobby Track 3001).

Das abgebildete Modell der 118 028-0 war im Neuheitenprospekt auch noch deutlich als Handmuster zu erkennen. Man betrachte nur einmal den vorderen LĂŒfter.

Mitte 1976 kĂŒndigte aber auch Roco die 118 in drei Farbvarianten zur Auslieferung im September und zu einem Preis von 89,-- DM (ca. 45,50 EUR) an. Rivarossi sah sich nun einem direkten Konkurrenten ausgesetzt.

Ob die Rivarossi 118 028-0 tatsĂ€chlich noch im Jahr 1976 erschien, kann ich bisher nicht ganz sicher nachvollziehen. Aber ich gehe bisher davon aus, wenn ich auch erst Anfang 1977 in Anzeigen die beige/tĂŒrkise 118 feststellen konnte. Dann aber, zusammen mit der blauen Variante, fĂŒr geradezu supergĂŒnstige 59,-- DM (ca. 30,-- EUR).

Beschrieben war das beige/tĂŒrkise Modell mit folgendem Text: “Deutsche E-Lok 118 028-0 der DB in den neuen DB-Farben tĂŒrkis/beige. Obwohl schon in den dreißiger Jahren erstmals hergestellt, werden diese Loks noch heute fĂŒr SchnellzĂŒge eingesetzt. Das Modell hat je drei Frontlampen mit automatischer Umschaltung und Umschalter fĂŒr Stromabnahme ĂŒber OberleitungsbĂŒgel. LĂ€nge 20 cm”. Wie bereits erwĂ€hnt, ist die blaue 118 schon kurz nach der beige/tĂŒrkisen 118, also Anfang 1977, auf den Markt gekommen und ergĂ€nzte damit das Programm.

Der Katalog von 1977/1978 zeigte neben dem bereits vorhandenen Programm der Modellfamilie auch die blaue 118 026-4 im Bild. So konnte der Modellbahner jetzt seine Auswahl treffen:

604/605 Gambrinus mit der 118 028-0

1665/1098 E19 11 rot

1667/1095 E19 12 grĂŒn

1668/1094 E17 121 grĂŒn (nach wie vor als Epoche III Lok in Text und Bild)

1666/1096 119 012-3 blau

1672/1092 118 028-0 beige/tĂŒrkis

1673/1089 118 026-4 blau

Dieses Angebot blieb auch in den folgenden Jahren unverĂ€ndert bestehen. Auch wurde das Bild der “E17” nicht verĂ€ndert, obwohl es wohl das Modell nur als Epoche IV Maschine gegeben hat.

Erst im Katalog von 1986 war eine VerĂ€nderung festzustellen. Die Zugpackung “Gambrinus” war entfallen und zudem waren beide Modelle der 118 nicht mehr im Angebot. Möglicherweise, aber das ist nur meine Vermutung, war dies ein Ausfluss der Konkurrenz durch das Roco Modell, das gerade im Fahrgestellbereich stimmiger war.

Der Katalog von 1986 brachte aber auch eine Neuheit in diese Modellfamilie, auch wenn es die letzte war. So konnte man nun die Museumslok E18 08 in der grauen Lackierung bewundern, die zum JubilÀum 150 Jahre Deutsche Eisenbahnen im Vorjahr beim Vorbild so unterwegs war.

Der auffĂ€lligste Unterschied zu der bisherigen 118 war dabei die neu gestaltete Front mit den großen Lampen, die sich auch von denen der E19 unterschieden (siehe Details).

In einem Prospekt, was ungefĂ€hr von 1987 stammt - und eigentlich den S-Drive der Baureihe 18.4 - 18.6 zum Inhalt hatte, fand man auch Abbildungen der E17 und E19. Aber schrieb ich gerade “E17”? TatsĂ€chlich war hier zum ersten Mal das Modell als Epoche IV Lok mit der Betriebsnummer 117 121-4 abgebildet. Auch die rote E19 sah irgendwie verĂ€ndert aus. Das lag in erster Linie an den roten Stromabnehmern. Diese kamen auch tatsĂ€chlich auf das Modell und können so als Indiz gelten, dass die Lok zu der spĂ€teren Auflage gehört.

Im Katalog von 1990 waren die graue E18 08, die rote E19 11 und die blaue 119 012-3 zu finden. Damit waren auch die 117 und die grĂŒne E19 12 nicht mehr im Programm.

Der Katalog von 1992 zeigte ein neues, modernes Design und eine bessere Darstellung der Modelle. Neben der grauen E18 08 und der roten E19 11 waren hier aber auch noch die grĂŒne E19 12 und die 118 028-0 in beige/tĂŒrkis zu sehen. Offenbar wurden diese beiden Modelle durchgehend gefertigt.

Im Katalog von 1995 war dann keine Lok der Modellfamilie mehr im Katalog zu finden, wenn man einmal davon absieht, dass bei Detailfotos auf der Einstiegsseite eine Dachaufnahme der E18 08 zu erkennen war. Eine “offizielle” Listung der Modelle war aber nicht mehr gegeben.

So dĂŒrfte spĂ€testens 1994 die Geschichte der Modellfamilie ihr Ende gefunden haben. Wie heißt es immer? Das Bessere ist des Guten Feind - ist ganz normal und stimmt.

Trotzdem sind heute noch viele Loks dieser Rivarossi Serie auf den Modellbahnen unterwegs oder eignen sich fĂŒr Alterungen, Umlackierungen und Umbauten. Sie haben ihren Teil zur Modellbahngeschichte in H0 beigetragen.

Riva 117-118-119 Vorbild Geschichte Übersicht Details Beschreibung Schachtel Sonstiges