Piko (Gützold) DR V100/110 (DDR)

Vorbild

Irgendwie verlief die Lokomotiventwicklung nach dem zweiten Weltkrieg in West- und Ostdeutschland ganz ähnlich. So gab es in beiden Teilen Deutschlands neue E-Loks für Personen- und Güterzüge. Auf der einen Seite nannte man sie E10 und E40, auf der anderen Seite E11 und E42. Eine V60 gab es ebenfalls auf beiden Seiten, wenn auch die im Osten eine Achse mehr hatte. Dafür gab es im Westen dann noch eine V65. Die hatte zwar jetzt auch vier Achsen, dafür aber weniger Erfolg. Die V200 West konnte man mit der V180 Ost vergleichen und dann gab es ebenfalls auch noch noch eine V100.

In beiden Teilen Deutschlands wurde die V100 zu einer Mehrzwecklokomotive, zu einem Mädchen für alles und folglich in großer Zahl gefertigt. Natürlich unterschieden sich die V100er im Osten und Westen, waren sich auf der anderen Seite aber auch wieder ähnlich.

Da hier das alte Piko/Gützold Modell der V100 besprochen wird, bleiben wir aber bei der östlichen Version. Mit V100 ist also jetzt immer die V100 Ost gemeint.

Die 110 009-8 wurde am 28.09.1991 in Luckau festgehalten

Im Internet findet man ja einige Informationen über die V100 und wenn das nicht genügt, dann gibt es auch noch Bücher und Journale über das Vorbild. Wenn man sich aber überlegt, wie viele Maschinen beim Vorbild auf der Schiene waren, ist die Literatur dann doch gar nicht so reichlich. Ein paar kleine Infos sollen daher an dieser Stelle über das Vorbild sein.

Nach der Indienststellung der Baureihen V60 und V180 Anfang der 1960er Jahre stellte sich schnell heraus, dass es einen Bedarf dazwischen gab, zumal in diesem Leistungsbereich noch viele Tenderlokomotiven im Einsatz und zum Ersatz (an-) standen. Nach nur ca. einem Jahr Entwicklungszeit wurde die V100 001 bereits im März 1964 auf der Leipziger Frühjahrsmesse gezeigt. Das ziemlich kantige und funktionale Design der V100 erregte in der Zeit der Schwünge von Nierentischen durchaus Aufsehen. Während die V100 001 blau lackiert war, erhielt die V100 002 einen rotbraunen Lack. Die dann 1966 gelieferte V100 003 war dagegen weiß/grüntürkis. Ab 1967 begann die Serienfertigung der V100 mit der V100 004 und bis zum Produktionsende 1978 wurden wohl 865 Lokomotiven gefertigt.

Im Gotha stand am 09.04.1994 die 202 422-2 vor der Halle

Der Rangierdienst in Nürnberg sah am 17.10.2007 die 203 111-0 im Einsatz

Es geht hier zu weit, auf die ganzen Detailunterschiede und Unterserien einzugehen, das würde ein dickes Buch füllen. Dazu kommt, dass ich mich da eigentlich gar nicht ausreichend auskenne. Daher lassen wir es oberflächlich: Ab 1970 wurden die Lokomotiven als Baureihe 110 bezeichnet. Während diese im Schnellgang eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreichten (es gab auch einen Langsamgang, der bis 65 km/h ging), wurde von der DR auch eine spezielle Rangierversion beschafft. Von dieser Baureihe 111, die nur 65 km/h erreichte, kamen 37 Stück zur DR.

Ab 1981 wurden die Lokomotiven mit einem neuen, stärkeren Motor ausgestattet. Statt dem bisherigen Antrieb mit 736 kW wurde ein 883 kW Aggregat verwendet und diese Lokomotiven erhielten die Baureihenbezeichnung 112. Ab 1983 kamen auch Motoren mit 1100 kW zum Einbau und diese Lokomotiven hießen nun Baureihe 114. Die Ordnungsnummern wurden bei den Umzeichnungen beibehalten.

Dann gab es auch noch versuchsweise eine Baureihe 108, welche ebenfalls eine Rangierversion war. Überarbeitet ergab sich daraus die Baureihe 298, welche auf Spenderlokomotiven der Baureihe 201 und 293 aufbaute. Nur erwähnen will ich auch die Schmalspurversion für den Harz, Industrieloks und die Lieferung nach China. Auch das zeigt die Vielseitigkeit der V100.

Nach der Wiedervereinigung kamen auch die beiden Deutschen Bahnen wieder zusammen. Dabei änderten sich auch die Baureihenbezeichnungen im nun gemeinsamen Schema. Aus der Baureihe 110 wurde die 201, aus der Baureihe 111 die 293, aus der Baureihe 112 die 202 und aus der Baureihe 114 die 204. Es gab dazu noch die Baureihe 203, die eine weitere späte Modernisierung war.

Trotz ihres Alters blieb die V100 auch nach der Wende unverzichtbar und sie fand auch bei verschiedenen privaten Eisenbahnunternehmen ein reiches neues  Betätigungsfeld, vielfach im Bauzugdienst.

So kann die V100 heute noch auf den Strecken in Deutschland und darüber hinaus angetroffen werden.

Mit einem Bauzug war die 203.002 von Leonhard Weiss am 17.05.2010 in Stuttgart-Österfeld unterwegs

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