Gehäuse

Piko (Gützold) DR V100/110 (DDR)

Details

Trotz der vielen Jahren der Fertigung hat sich die Piko V100 eigentlich kaum verändert. Hier gab es keine Überarbeitung des Gehäuses oder Formänderungen bei verschiedenen Serien. Sozusagen ein ziemlich konstantes Modell. Aber wir schauen uns das Modell natürlich trotzdem genau an. Auch hier gilt wie immer - ich nehme gerne weitere Infos und Fotos auf.

Fangen wir beim Gehäuse an. Das besteht praktisch aus einem Stück, nur das Dach und die beiden runden Lüfter auf dem Vorbau wurden extra aufgesetzt. Das Gehäuse ist sauber detailliert und trifft das Vorbild sehr gut. Schon damals war Piko (also Gützold) in der Lage. ein wirklich überzeugendes Gehäuse zu fertigen. Die Lüftungsgitter am Vorbau sind gut gestaltet und wirken auch etwas plastisch. Auch die Vielzahl der Türen und Griffe in den Vorbauten wurden sauber nachgebildet. Die Griffstangen sind zwar nur angespritzt, aber das war beim Erscheinen des Modells völlig normal und das sieht immer noch gut aus, abgesehen davon, dass damit die Bruchgefahr oder das Abfallen beim Betrieb ausgeschlossen ist. Man kann die Lok also ohne zusätzliche Vorsichtsmaß- nahmen auch einmal in die Hand nehmen.

Das Dach der V100 gibt ebenfalls ein paar kleine Details wieder, die Schraube der Gehäusebefestigung fällt aber doch sehr negativ auf. Man sieht bei den beiden blauen V100 001 (links) auch die unterschiedlichen Blautöne und Glanzgrade während der Produktion.

Die beiden Lüfter im Vorbau sind extra eingesetzte Teile und ohne große Tiefenwirkung.

Bei den ersten Serien (V100 001 rot und V100 128 rot) waren auch Schmutzspuren auf dem Dach, die sich leicht unterschieden. Das war halt noch Handarbeit. Diese Spuren entfielen danach und bei der blauen V100 001 sind sie mir bisher gar nicht bekannt.

Beschriftung

Die Beschriftung beinhaltet neben der Loknummer und dem Schriftzug “Deutsche Reichsbahn” noch einige Rahmenaufdrucke, die mit der Lupe lesbar sind. Bei der ersten Auflage der V100 001 in rot und blau mit Doppelstreifen, wie der blauen V100 001 mit Einfachstreifen kann man die letzte Bremsuntersuchung eher im Jahr 1964 erahnen, als lesen. Bei der V100 128 ist dagegen ganz gut das Datum 24.02.1967 zu erkennen. Die Qualität der Bedruckung streut aber bei den verschiedenen Serien doch deutlich.

Geländer/Schlusslicht

Bei der Erstauflage der V100 001 in blau und rot mit dem Doppelstreifen waren die Schlusslichter noch nicht in rot ausgelegt, was dann aber schnell bei allen anderen Versionen geändert wurde.

Das Geländer der V100 001 in blau war zutreffend, wie die Vorbildfotos zeigen. Heute würde man dafür sicher ein feines Ätzteil verwenden, aber das ausgestanzte Metallgeländer war damals durchaus üblich.

Puffer/Kupplung

An der Pufferbohle wurden Luftleitungen, Kupplungshaken und weitere Details angedeutet. Die sind zwar nur relativ flach graviert, werten die Pufferbohle aber trotzdem auf. Die Puffer der Lok waren anfangs aus Plastik. Ab der blauen V100 001 mit einem Zierstreifen, sowie der 110 025-4 wurden Gummipuffer verwendet. Die letzten Auflagen unter dem Namen Gützold hatten wieder feste Plastikpuffer.

Wurde bei den ersten Auflagen noch die Hakenkupplung verwendet, wechselte dies dann auch zur Bügelkupplung, die dann praktisch unverändert bis zum Ende der Produktion verwendet wurde.

Hakenkupplung und Plastikpuffer

Schriftzug

Auch bei der V100 war bei den ersten Serien noch der Schriftzug “Gützold” in der Bodenplatte eingeprägt. Dieser verschwand dann bei VEB Piko und lebte auch nach der Wende nicht erneut auf.

Bügelkupplung und Gummipuffer

Drehgestell

Die Drehgestellblenden wirken ziemlich flach und ohne Tiefe. Beim Vorbild treten besonders die Federpakete doch deutlich hervor und auch die Sandkästen stehen weiter vor, als wie sie beim Modell nachgebildet wurden. Insgesamt wurden die Details aber treffend wiedergegeben.

Bei den ersten Auflagen waren die Drehgestellblenden unten geschlossen. Gleichzeitig mit der Bügelkupplung und den Gummipuffern wurde dann auch der Drehgestellboden unter den Zahnrädern an den Achsen geöffnet. Den Grund kann ich bisher nicht ganz nachvollziehen, war doch so die Verschmutzungsmöglichkeit des Getriebes viel größer geworden. Auf der anderen Seite war es so leichter, das Getriebe zu fetten, was hinsichtlich der später beschriebenen Demontage eines Drehgestells auch Sinn machen würde.

Innenleben

Der Blick in das Innere der Piko V100 ist relativ leicht zu bewerkstelligen. So sitzt im Dachaufbau eine deutlich sichtbare Schraube, welche einfach herauszudrehen ist. Dann kann man das Dach abheben und den Rest des Gehäuses hebt man dann am leichtesten vom Rahmen, wenn man durch das geöffnete Dach leicht auf den Motor drückt und damit den Rahmen nach unten hinausdrückt.

Dabei gleich ein paar Worte zum Dach, denn das ist eine kleine Problemzone der Lok. Es ist ziemlich dünn, was auch gut aussieht, dadurch erhöht sich aber die Bruchgefahr. So sind vor allem die überstehenden Sonnenblenden, wie auch die Kanten über den Frontfenstern vorsichtig zu behandeln. Auch das Festdrehen der Schraube in der Dachmitte muss mit Gefühl gemacht werden, denn hier besteht die Gefahr, dass das Dach bei zu viel Schraubendruck splittert. Es gibt genügend Modelle mit kleinen Rissen im Dach.

Ist das Gehäuse dann mal abgenommen, liegt das Innenleben der Lok vor einem. Die hier sichtbaren Gewichte bleiben beim Gehäuseabnehmen in der Regel im den Vorbauten eingeklipst.

In der Mitte sitzt der Pikomotor und treibt von dort über zwei Kardanwellen alle 4 Achsen der Lok an. Der Antrieb erfolgt nicht über das klassische Schnecke-/Sirnradprinzip, sondern ich würde es Stirnrad-/Schneckenprinzip nennen. So wird über ein Stirnrad am Ende der Kardanwelle ein darunter liegendes Stirnrad angetrieben. Die Welle, auf der dieses sitzt, läuft praktisch parallel unter der Kardanwelle, hat an den Enden Schnecken aufgepresst und diese treiben dann wieder die auf den Achsen sitzenden Zahnräder an.

Das Lokinnere hat als Basis einen Blechrahmen. Dieser ist jedoch in der Mitte geteilt, so dass über die Radschleifer, die den Strom von allen Achsen von oben abnehmen, in der Lok jedes Teil des Rahmens ein Pol im Gleichstrombetrieb ist. Dadurch entfallen die Leitungen zu den Glühbirnen an den Lokenden, die sozusagen die beiden Rahmenteile verbinden. Auch der Motor kommt ohne Leitungen aus, da die beiden Halteklammern nicht nur den Motor auf dem Rahmen halten, sondern auch die elektrische Verbindung herstellen.

In der digitalen Zeit mit einzeln schaltbaren Lampen, Sound und Blinkeffekten ist diese elektrische Konstruktion natürlich nicht mehr tauglich. Für mich ist es aber bis heute eine richtig elegante Lösung, wenn keine Kabel vorhanden sind.

Das Gewicht der Lok kommt in erster Linie von den beiden Gewichten, die tunnelartig über den Kardanwellen sitzen und den Innenraum der Vorbauten ausfüllen. Zuerst waren dies ganz einfach nur zusammengeklebte Metallplatten, später dann Metallgussteile.

Die Metallplatten waren zur Vermeidung eines Kurzschlusses in der Mitte geteilt und dort verklebt, wie man auf dem Bild der roten V100 001 zwei Fotos höher sieht.

Wenn ich schon beim Gewicht bin - die Lok bewegt sich dabei zwischen 240 und 260 Gramm, Grund für diesen Unterschied ist dabei die unterschiedliche Gestaltung der Gussgewichte, die bei manchen (späteren) Serien innen oben noch Ausfräsungen haben (evtl. wurde Material gespart).

Das Innenleben kann man in zwei Ausführungen teilen, die man gut am Motortyp erkennen kann. Der erste Motortyp M5 wurde bis ca. 1970 eingebaut. Bei diesem Motor sind die Schleifkohlen seitlich eingesetzt und werden mit Metallfedern gehalten.

Die danach folgende Version war der Motor M6, bei dem die Schleifkohlen von der Wellenseite her eingesetzt wurden. Auch die Ausführung der Kardanwellen wurde dabei verändert.

Dieser Motor wurde auch bei Gützold weiterverwendet, allerdings mit einer kleinen Modifizierung bei der Aufnahme der Schleifkohlen. Diese war etwas höher ausgeführt.

Hier im Überblick: Der erste Motortyp M5 (links), in der Mitte die Ausführung M6 und rechts die leicht modifizierte Ausführung der späten Gützold Modelle aus dem Hobby-Sortiment. Auch der nur anfänglich vorhandene Blendschutz der Glühbirne ist gut zu erkennen, wie auch die Veränderung der Kardanwelle. Man erkennt auch gut die bronzefarbenen Federbleche zur Stromabnahme, zu denen wir gleich kommen.

Die Stromabnahme erfolgt, wie bereits erwähnt, von allen 8 Achsen. Das sorgt für eine gute Basis, auch bei der Fahrt über Weichen. Auch wenn insgesamt das Fahrverhalten der Piko V100 eher rustikal als feinfühlig ist, ist auch hier eine Streuung zu bemerken und manche Loks fahren richtig gut, besonders, wenn Stromabnahme und Getriebe sauber sind.

Auch hier gab es verschiedene Ausführungen. So wurde beim ersten Modell, der V100 001 in rot mit 2 Streifen für die Stromabnahme ein Federdraht verwendet, der von oben auf die Radlaufflächen drückte und diese praktisch umfasste. Mir ist dieses System nur von diesem Modell bekannt, denn schon bei der direkt danach folgenden V100 001 in blau mit 2 Streifen wurde dies geändert. Nun wurde der Strom von den Radlaufflächen mit einem Federblech abgenommen, das ebenfalls in einer Halterung am Innenrahmen des Drehgestells befestigt war. Dabei war das Federblech so gebogen, dass nur die Spitzen von oben auf die Radlaufflächen drückten. Bis auf eine weitere Ausnahme konnte ich dieses Prinzip bei allen weiteren V100 Modellen feststellen. Die Ausnahme ist die V100 128 mit 2 Zierstreifen. Hier ist zwar ebenfalls ein Federblech eingebaut, dies ist jedoch anders gebogen, so dass eine höhere Auflagefläche auf der Radlauffläche entsteht. Ich kann nicht ausschließen, dass dies ein späterer Umbau war, es sieht aber alles original nach Piko aus.

Hier im Bild auf der linken Seite das offene Getriebe der V100 001 rot mit den Federdrähten, auf der rechten Seite die Normalausführung mit den Federblechen.

Problem bei dem Stromabnahmesystem ist, dass in fast allen Fällen zur Stromabnahme von oben kleine Metallbleche auf die Radlaufflächen drücken. Gerade dort sammelt sich aber sehr schnell Schmutz aller Art an, der dann die Stromabnahme verschlechtert. Mit einem kleinen Pinsel kann man da zwischen Rahmen und Drehgestellblende oder besser von innen viel bewirken. Sollte man aber auf die Idee kommen, die beiden Schrauben an der Unterseite der Drehgestellblende zu lösen, um auch innen das Getriebe zu reinigen, dann sage ich schon jetzt viel Spaß. Das gilt nicht für das Reinigen, das geht schnell, sondern für das anschließende Wiederzusammensetzen. Es sind eigentlich nur 5 Teile (2 Radsätze, 2 Schleiferbleche und eine Drehgestellblende), aber die Anzahl der Fehlversuche und die Anzahl der Möglichkeiten, was wie wo herausrutscht und -fällt übersteigt deren Zahl erheblich. Vielleicht habe ich auch nur zwei linke Hände und an jeder fünf Daumen, aber eine Patentlösung habe ich nicht gefunden. Es ging dann mit Einsetzen der Radsätze, teilweises Aufschieben der Blende, aber nur so weit, dass man noch die Schleiferbleche seitlich in die Halterung einschieben konnte und dann Blende ganz drauf. Wer es probiert, wird schnell wissen, was ich meine.

Beim Wiederaufsetzen des Gehäuses ist noch auf die Richtung zu achten. Den richtigen Sitz erkennt man am Einfachsten beim Blick auf die Trittstufen am Tank. Wenn diese beidseitig genau unter den Türen sind, dann stimmt auch die Richtung. Die Dachschraube sitzt auch nicht ganz in der MItte des Daches. Dadurch weiß man, dass der kürzere Bereich des Daches zu den beiden Lüftern im Vorbau zeigen muss.

Ich denke, ich habe hier eine ganze Menge an Details zeigen können, abschließend ist dies aber bestimmt noch nicht. Hinweise zu weiteren Unterschieden nehme ich gerne auf..

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