Meine erste Spur zur Piko V100 fand ich in der Zeitschrift “moderne eisenbahn” (das spĂ€tere Eisenbahn Magazin), Heft 21 vom Mai / Juni 1966. Im Artikel “Neu in Leipzig” wurde auf ein Handmuster der V100 hingewiesen. So wurde dieses in rot/elfenbein gezeigt, also eine Nachbildung der Baumusterlokomotive V100 002. Weiter stand in dem Artikel, dass ein neuer Motor mit Flachkollektor dafĂŒr entwickelt wurde, der beide Drehgestelle antreibt.

Interessant an dem abgebildeten Modell war die helle Lackierung der Oberseite der Vorbauten, wie sie beim Serienmodell dann nicht mehr zu finden war.

Piko (GĂŒtzold) DR V100/110 (DDR)

Geschichte

Hier kommen wir zur Modellgeschichte der Piko V100. Leider liegen mir aus den 1960er Jahren nicht alle Pikokataloge vor. Hinzu kommt, dass Piko auch nicht jĂ€hrlich neue Kataloge veröffentlicht hat, sondern nur unregelmĂ€ĂŸig. NĂ€chstes Problem ist dazu, dass die Kataloge dann auch keine deutlichen Angaben zum Erscheinungsjahr trugen, schließlich galten sie ja auch mehrere Jahre. Trotzdem versuche ich die Geschichte der Piko V100 einigermaßen zutreffend wiederzugeben, natĂŒrlich ohne jegliche Garantie.

Im Heft “moderne eisenbahn” Nr. 24 vom November / Dezember 1966 war dann auch ein Modellfoto im “Leipziger Bilderbogen zu sehen. Denn bei der Leipziger Herbstmesse war nun ein weinrotes Modell der V100 001 ausgestellt worden. Dieses Modell stellte nun laut Text die endgĂŒltige AusfĂŒhrung dar und es wurde ein Verkaufspreis von 32,50 DM (ca. 16,25 EUR) genannt.

Bei der Leipziger FrĂŒhjahrsmesse 1967 gab es zudem auch die blaue Version mit BĂŒhnengelĂ€nder zu sehen. Beide Modelle zeigten jeweils einen doppelten Zierstreifen in Elfenbein.

Im Heft 28 vom Juli / August 1967 wurde das Modell direkt vorgestellt. Hier war die weinrote Version Basis des Berichts. Man kann daher davon ausgehen, dass die Piko V100 spÀtestens im Jahr 1967 (die rote Version evtl. schon Ende 1966) erschienen ist und nicht erst, wie ich auf anderen Internetseiten las, im Jahr 1968.

Hervorgehoben wurde das feindetaillierte PlastikgehÀuse und der neue robuste Standardmotor. Ebenfalls wurde erwÀhnt, dass durch den Zughaken ein extremes Kurzkuppeln mit MÀrklin- oder mÀrklinÀhnlichen Kupplungen möglich war.

Im Piko Katalog von ca. 1970 (der erste, der mir vorliegt) waren die beiden V100 enthalten. Beide trugen die Betriebsnummer V100 001 und waren mit zwei Zierstreifen versehen. Die blaue Version hatte BĂŒhnengelĂ€nder erhalten. Die Bestellnummern waren 190/G17 fĂŒr die blaue V100 und 190/G18 fĂŒr die rote V100.

In der Beschreibung war vermerkt, dass ein starker Permanentmotor eingebaut ist, der alle vier Achsen antreibt. Außerdem dienen alle acht RĂ€der der Stromabnahme, daher wurde ein guter Lauf ĂŒber Weichen versprochen. ErwĂ€hnt wurde weiter die tiefe Schwerpunktlage und drei Lampen auf jeder Stirnseite. Als LĂ€nge ĂŒber Puffer waren 160 mm angegeben worden und auch zum Vorbild gab es Informationen:

“Das Vorbild, die dieselhydraulische Lokomotive V100 wird von einem ĂŒber 900 PS starken Motor angetrieben; sie wird von den Bahnverwaltungen fĂŒr den schweren Rangier- und Verschiebedienst, teilweise aber auch im Reisezugdienst verwendet. Höchstgeschwindigkeit 100 km/h im Streckendienst (das entspricht beim Modell etwa 32 cm in der Sekunde).”

Der Katalog von ca. 1974 zeigte eine verĂ€nderte Darstellung der beiden Lokomotiven. Auch hatte sich die Bestellnummer in 190/EM 17 fĂŒr die blaue V100 und 190/EM 18 fĂŒr die rote Lok geĂ€ndert. Beide Modellabbildungen zeigten jetzt nur noch einen Zierstreifen. WĂ€hrend die blaue Lokomotive weiter als V100 001 bezeichnet war, konnte man bei der roten Maschine erkennen (auch wenn es nur eine Modellzeichnung war), dass hier schon die Computernummer 110 025-4 angedeutet worden war.

Weiter ging es im ca. 1980 erschienenen Katalog. Jetzt waren die Bestellnummern in 190/17 (blaue V100) und 190/18 (rote 110 025-4) geÀndert worden. Die Modellzeichnungen blieben aber gleich, wenn auch das Seitendesign moderner wurde. Bei der roten 110 025-4 war vermerkt, dass sie den seit 1970 geltenden Beschriftungsvorschriften entspricht.

Im Katalog von ca. 1978 blieb das Angebot der beiden einzelnen V100 unverĂ€ndert. Hinzu kam aber eine “Expert” Zugpackung mit einer roten V100, drei einfachen zweiachsigen Personenwagen und Gleisen. Diese Packung trug die Bestellnummer 5/0575.

WĂ€hrend im ca. 1986 veröffentlichten Katalog die beiden Modelle unverĂ€ndert angeboten wurden, kam wieder eine Packung dazu. Unter der Bestellnummer 5/0724/000 gab es einen GĂŒterzug mit roter 110, Silowagen und Klappdeckelwagen.

Im Katalog von 1990/1991 (ja, jetzt stand das Jahr endlich mal auf der Vorderseite!) war die Zugpackung nicht mehr enthalten. Ansonsten war die blaue und rote V100 unverÀndert. ZusÀtzlich war hier aber eine weitere Version vermerkt, wenn auch ohne Abbildung.

Unter der Bestellnummer 190/18/2 wurde eine Version der SNCF angeboten. Dieses Modell einer Diesellokomotive war in der Farbgebung und Beschriftung der SNCF gefertigt worden, wenn auch ohne Vorbild.

Mit der Wiedervereinigung verschwand auch der VEB Piko und die einzelnen unter dieser Dachfirma produzierenden Hersteller gingen wieder eigene Wege. Es war ja GĂŒtzold, wo die V100 gefertigt wurde, entsprechend hatte GĂŒtzold auch die Formen behalten.

Im GĂŒtzold Katalog von 1992/1993 war die V100 auch wieder enthalten. So zeigte ein Modellfoto die 110 025-4 mit auffĂ€llig hellen Drehgestellblenden (Bestellnummer: 18100).

Zudem war unter der Bestellnummer 18300 eine 201.0 der Epoche V mit den neuen Beschriftungen des Vorbilds im Katalog (ohne Abbildung).

Im Jahr 1993 wurden auch noch Hobby-Lokomotiven gefertigt in den Farben rot, orange und blau. Das war es dann aber auch schon wieder mit dem Neuaufleben der V100, denn im Katalog 1994/1995 war sie nicht mehr im Programm zu finden und das blieb auch in den folgenden Jahren so.

Aber bei den GĂŒtzold Neuheiten 1999 erinnerte man sich dann doch nochmals an die gute alte V100. Man sortierte sie in das “Hobby-Sortiment fĂŒr unsere jĂŒngsten Modellbahner” ein und legte sie in drei verschiedenen Farbvarianten auf.

So gab es eine verkehrsrote Lok mit DB Cargo Aufschrift, eine gelbe Lok mit hellgrauem Rahmen und eine rote Lok mit schwarzem Rahmen. Auf Beschriftungen am Rahmen oder das Aufbringen einer Loknummer wurde verzichtet. Es gab aber außer den abgebildeten noch weitere Versionen, wie gelb mit schwarzem Rahmen oder rot mit grauem Rahmen oder auch rot mit Zierstreifen. Technisch bleib das Modell dabei zu der frĂŒheren Auflage unverĂ€ndert, darauf wurde auch hingewiesen. Also wirklich eine gĂŒnstige Variante, technisch ĂŒberholt, aber vielleicht gab es auch noch entsprechende Teile im Lager bei GĂŒtzold.

Im Katalog von 2000 waren die drei Hobby-Lokomotiven sogar ganzseitig abgebildet und sie waren bis einschließlich 2003 in den Folgekatalogen zu sehen. Erst im Katalog 1994 war die alte V100 verschwunden und damit eine Modellgeschichte von ca. 36 Jahren beendet.

Ihren Part auf den Modelleisenbahnen ĂŒbernahm ab 1995 die neue V100 der Firma Brawa und ab 2008 war das Modell auch bei Roco als Neuheit zu erhalten, das zudem zu einem sehr gĂŒnstigen Preis angeboten wurde.

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