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Modellbahnwahn

Mit der E44 kam Anfang der dreißiger Jahre eine Lokomotive auf die Schienen der DRG, die einen Wandel im Bau von elektrischen Lokomotiven einleitete. Drehgestelle und Hauptrahmen waren geschweisst, der Tatzlagerantrieb fand Verwendung und der Einzelachsantrieb verdrängte den Stangenantrieb fast endgültig. Doch ganz so einfach war die Geschichte dann auch nicht. Die Weltwirtschaftskrise verhinderte große Bestellungen und so ging die Initiative zu dieser Lokomotive auf die Industrie zurück. Denn waren für die Güterzüge auf den bisher elektrifizierten Strecken Lokomotiven vorhanden, so fehlte eine elektrische Lokomotive für die Personen- und leichten Güterzüge.

So wurden auf eigenes Risiko von den Firmen Siemens-Schuckertwerke, Maffei-Schwarzkopfwerke und Bergmann Elektrizitätswerk unabhängig voneinander 1930 und 1931 drei Prototypen hergestellt. Dabei handelte es sich um die E44 001 (SSW), E44 101 (MSW) und E44 201 (BEW).

Roco 144 und 144.5

Vorbild

Die Museumslok E44 002 ist am 22.10.1995 in Stuttgart Bad-Cannstatt ausgestellt

Am erfolgreichsten war dabei die E44 001. Diese wurde zum Baumuster der Hauptserie der E44. Bereits 1931 wurde die erste Serie mit den Lokomotiven E44 002-021 für die Strecke München-Stuttgart auf dieser Basis bestellt und ausgeliefert. Ab 1934 kam die zweite Serie mit den Nummern E44 022-092 zur Auslieferung. In der Folgezeit wurden weitere E44 bestellt und bis zu E44 111 ausgeliefert. Aufgrund der Kriegsereignisse trat dann eine kurze Beschaffungspause ein, bevor die nun als “kriegswichtig” eingestufte Lokomotive zum Teil mit Ersatzstoffen (z. B. Aluminium statt Kupfer) erneut angefordert wurde. Bestelt wurde dieser Typ bis zur Betriebsnummer E44 210. Mit der E44 175 stoppte aufgrund des Kriegsendes jedoch die Ablieferung. Aber auch nach 1945 wurden noch einige E44 aus zum Teil vorhandenen Baugruppen gebaut. Erst im Jahr 1955 wurden mit E44 184-187 die letzten E44 dem Betriebsdienst übergeben. Eine kurze Erwähnung sollen auch noch die E44 188 und 189 finden, die Anfang der sechziger Jahre im AW München-Freimann aus den 50-Hz-Versuchsloks der Höllentalbahn E244 11 und E244 12 entstanden.

Noch war die 144.5 im Süden Bayerns unverzichtbar, als die 144 506-3 am 11.12.1975 in Freilassing abgelichtet wurde

Aber auch der Prototyp E44 101 erfüllte die Anforderungen. Im Frühjahr 1933 folgte eine erste Serienlieferung mit den Maschinen E44 102-105. Ein Jahr später wurde mit der E44 106-109 eine zweite Nachbauserie geliefert, die sich äußerlich vor allem durch den durchbrochenen Rahmen von den Vorgängern unterschied. Im Jahr 1938 wurden diese Lokomotiven umgezeichnet, da inzwischen mehr als hundert Lokomotiven der Serienversion bestellt waren. Sie erhielten nun die Nummern E44 501-509 (später dann 144 501-509).

Die E44 201, als dritter Prototyp, sah von außen aus wie eine Mischung aus der E44 101 mit den Schnauzen der E44 001. Sie konnte aber weniger befriedigen und blieb ein Einzelgänger. Sie überlebte zwar (umgezeichnet als E44 2001) im BW München-Ost schadhaft den Krieg, kam danach aber nicht mehr zum Einsatz und wurde nach einigen Jahren der Abstellzeit verschrottet.

Die E44 wurde bei ihrer Auslieferung im Gebiet der DRG verteilt und man begegnete der Lok in allen großen Betriebswerken an den elektrifizierten Strecken. Sei es Augsburg, Stuttgart, München, Leipzig, Halle, Hirschberg u. a..

Bei Kriegsende befand sich die größte Zahl der E44 mit über 100 Stück in Süddeutschland. In Mitteldeutschland waren ca. 50 Lokomotiven verblieben und einige Loks standen auch in Österreich, Schlesien und der Tschechoslowakei. Während die in der sowjetischen Zone verbliebenen E44 in die Sowjetunion abgefahren wurden, kam die E44 in den drei Westzonen schnell wieder zum Einsatz.

Bei der DB wurde die E44 zum Mädchen für alles, verblieb aber ausschließlich im Süden Deutschlands. Die klassischen Betriebswerke waren dabei Augsburg, Freilassing, Garmisch, Rosenheim, Stuttgart, Freiburg und Würzburg. Von diesen Betriebswerken aus war die E44 (oder 144, wie sie ab 1968 mit der Einführung der Computernumern hieß) eigentlich überall in Baden-Württtemberg, Bayern und Hessen anzutreffen, wo ein Draht hing. Auslauf-BW dieser Baureihe wurde dann ab Anfang 1983 das BW Würzburg, wo auch die 118 ihre letzten Tage erlebten. Im Juli 1984 wurden die letzten Exemplare der 144 abgestellt.

Die neun Exemplare der E44.5 waren fast die ganze Zeit bis zur Ausmusterung ausschließlich im BW Freilassing beheimatet und auf den Strecken nach Berchtesgaden und auch Salzburg  eingesetzt. Aufgrund verschiedener Abweichung von der Serienausführung wurde die E44 501 als erste im Jahr 1958 ausgemustert, war aber noch bis 1982 als Übungsgerät für Aufgleisungen und als “Umwerflok” beim BW Hamm bis zu ihrer Zerlegung im Einsatz. Die 144 502-509 versahen weiterhin ihren Dienst von Freilassing aus und im September 1983 wurden die verbliebenen Exemplare dort ausgemustert.

Wie bereits kurz erwähnt, wurden die in der sowjetischen Zone verbliebenen E44, die schon wieder den Betrieb auf einzelnen Verbindungen aufgenommen hatten, im Frühjahr 1946 in die UdSSR abgefahren. Dort wurden mit diesen und anderen elektrischen Lokomotiven Versuche durchgeführt, die bis 1951 andauerten. Im Jahr 1952 konnte die DR die Loks gegen die Lieferung von neuen Reisezugwagen zurücktauschen. Nachdem die schweren Schäden der Lokomotiven beseitigt waren, kamen sie ab 1955 wieder in Betrieb. Bei der DR wurden die E44 (bzw. 244, wie sie ab 1970 hießen) vor allen Arten von Zügen eingesetzt. Sie bewährten sich erneut vor allen Zuggattungen, vom Schnellzug bis zum Güterzug. Nach dem Zugang von Neubauloks wanderten sie dann vermehrt in den Güterzugdienst ab, wo sie noch viele Jahre ihren Dienst taten. Die letzten Exemplare erlebten sogar noch den Fall der Mauer, wenn auch nur in untergeordneten Diensten. Die nun wieder als 144 bezeichnete Lok 144 103 wurde erst 1994, nun schon zur DBAG gehörend, ausgemustert.

Kurz vor Ende ihrer Einsatzzeit waren im BW Stuttgart am 01.11.1982 die 144 057-7 und mehrere ihrer Schwestern auf den fahrdrahtlosen Gleisen des Diesellokbereichs abgestellt

Auch von der E44 sind einige Exemplare der Nachwelt erhalten geblieben, die sich noch heute ab und zu vor Sonderzügen, oder auf Lokausstellungen zeigen dürfen. Damit können sich auch die neu dazu gekommenen Eisenbahnfreunde von der Faszination dieser Altbau E-Lok, sowie von ihrer Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit überzeugen.