Roco DB 111 - Erstserie 1976-1998

Geschichte

Auch für diese Modellfamilie von Roco soll hier ihre Entwicklungsgeschichte erzählt werden. Eigentlich ist diese ohne große Besonderheiten, aber sicher auch nicht uninteressant. Also lassen wir die Modellgeschichte starten.

Das große Vorbild erschien ja bekanntlich Ende 1974 auf den Schienen der Deutschen Bundesbahn. Zusammen mit der Baureihe 151 kann man die 111 sozusagen als zweite Generation der Einheits E-Loks betrachten. So war es auch kein Wunder, dass sich eine ganze Reihe an Modellbahnherstellern mit einer Nachbildung im Maßstab 1/87 beschäftigten. Schließlich wollten man ja aktuell sein. So erschienen relativ zeitnah zum Vorbild Modelle von Märklin, Fleischmann, Trix, Lima und auch Roco. Jedes dieser Modelle fand seine Freunde und Käufer. Sei es weil man markentreu einkaufte oder einen bestimmten Hobbyetat hatte.

Das hier wird jetzt kein Vergleich der Modelle, sondern meine ganz persönliche kurze Einschätzung, als die Modelle erstmals erschienen und ja, ich hatte Modelle von allen genannten Firmen.
Lima: Fuhr passabel, sah so ähnlich aus wie eine 111 und war günstig. Klar, ich werde nie verstehen, warum man eine E310/E410 Front verwendete und dazu auch noch die Dachaufbauten. Also gar nichts, wenn man das Hobby etwas ernster nahm.
Märklin: Ja, das war eine 111 und die sah für mich gut aus. Technisch ohne Probleme und schön detailliert.
Trix: Irgendwas passte mir nicht so ganz an dem Modell. Vielleicht waren es die weißen Pufferringe oder das komische Kabel mit Isolatorenstecker (die Umschaltung auf Oberleitung) auf dem Dach oder die grau hinterlegten Maschinenraumfenster. Ich wurde mit dem Modell nie warm.
Fleischmann: Schönes Modell, aber das damals verwendete Türkis passte mir nun überhaupt nicht (wie auch bei der ersten 218) und auch nicht zum Vorbild.
Roco: Auch hier störten die grau hinterlegten Seitenfenster und vor allem das blöde Rastloch in der Seitenwand. Das Antriebskonzept mit dem Mittelmotor gefiel mir aber gut.

Meine erste Wahl war also nicht Roco, aber wir werden gleich sehen, dass Roco relativ schnell das Modell mit kleinen Veränderungen deutlich verbesserte und es sich so 22 Jahre auf dem Markt behaupten konnte. Nur die verbesserte Ablösung aus dem eigenen Haus sorgte für das Ende der Produktion.

Roco hatte ja erst im Jahr 1973 angefangen, mit der Diesellok der Baureihe 215 auch Modelle für den europäischen, bzw. deutschen Markt herzustellen. Man war also noch relativ frisch eingestiegen, versuchte aber intensiv, gerade nach dem Erfolg mit der 215, das Programm zu erweitern. So erschien die 169, die 144 und 144.5 und man übernahm vom Röwa verschiedene Modelle wie die 151, 160, 191 oder den viele Jahre später sogar “Heiligen ET” 420.

Das Jahr 1976 war dann praktisch eine Programmexplosion. Der Katalog war nun auch ein richtiges DIN A4 Heft mit 52 Seiten und einer Fülle von Neuheiten. Da fand man aus dem Röwa-Fundus die 191, die 160 und den 420. Dazu kamen als weitere Ankündigungen die 110.1, 110.3, 112, 140, ja sogar eine 117, die dann aber nicht erschien, bzw. sich ein paar Jahrzehnte verzögerte. Dazu eine Dampflok der Baureihe 81 (die dann aber auch nicht kam), SNCB-Loks und eben auch die 111.

Dabei wurde im Katalog von 1976 gerade die 111 als Messeneuheit besonders vorgestellt, sogar mit einem Schnittbild und weiteren Ausführungen zur Technik, wie die Katalogabbildungen zeigen. Sie trug die Bestellnummer 4133 und es wurde auch darauf hingewiesen, dass die Modelle auch in der Vorbereitung für das Wechselstromsystem sind und dazu mit einem Wechselstrommotor ausgestattet werden. Hierzu kam es aber in der Erstserie dann doch nicht. In der Preisliste war die 111 mit 75,-- DM (ca. 37,50 EUR) ausgezeichnet. Das Eisenbahn Magazin schrieb zu dem Modell im Heft 02/1976: “Die Überraschung auf dem Roco-Stand bildete aber die schon bald lieferbare E 111. der im Spätsommer die 110, 112 und 140 in insgesamt fünf Versionen folgen sollen (alle je 75,-- DM).”

Im Katalog von 1977 war die 111 unter der Bestellnummer 14133 tatsächlich auch in der Ausführung für Wechselstrom als Neuheit vorhanden (nach meiner Meinung so aber nie erschienen). Jetzt war das Modell auch mit einem Modellbild abgebildet worden. In der Beschreibung hieß es: „Elektrolokomotive BR 111 der DB. Sie befördert moderne Reisezüge weit über die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland. Neuentwicklung der Deutschen Bundesbahn aus dem Jahre 1874. hervorragende Wiedergabe des Vorbildes im internationalen Modellmaßstab von 1:87 mit allen Einzelheiten. Fünfpoliger ROCO-Motor hoher Leistungsfähigkeit mit zwei Schwungmassen. Geräuscharme Kraftübertragung über Federkupplungen. Inneneinrichtung, Nachbildung der Führerstände, Lokführer. Federnde Einbeinstromabnehmer, Lichtwechsel weiß-rot, umschaltbare Stromabnahme. LüP 192,5 mm.“. Auf dem Modell war deutlich die Betriebsnummer 111 009-7 zu sehen. Es war aber auch zu erkennen, dass die Loknummer seitlich relativ hoch im türkisen Band angebracht worden war. Erkennen konnte man auch, dass darunter ein Loch im Gehäuse für die Rastnase vorhanden war, wie es Roco damals bei fast allen derartigen Modellen zur Gehäusebefestigung auf dem Rahmen verwendete.

Beim Vorbild war die Baureihe 111 inzwischen ab der 111 111-1 auch in der S-Bahn Lackierung kieselgrau/orange für die lokbespannten Züge im Ruhrgebiet auf den Gleisen erschienen. So folgte im Katalog von 1979 auch diese Variante bei Roco als Neuheit (#4133B). Roco wählte dabei auch die wunderbare Betriebsnummer mit den 7 Einsern. Das Modellfoto zeigte aber noch eine weitere auffällige Änderung. So war nun das seitliche Rastloch im Gegensatz zur 111 009-7 verschwunden. Diese erhielt nun die veränderte Bestellnummer 4133A und war nun nicht mehr auch als WechseIstrommodell gekennzeichnet. Im Katalog von 1980 waren die beiden Versionen weiter vorhanden, allerdings war die beige/türkise 111 009-7 als „derzeit ab Werk nicht lieferbar“ beschrieben worden.

Der nächste Roco Hauptkatalog stammte aus dem Jahr 1982/1983. Auch hier waren wieder die beiden Versionen der 111 in beige/türkis und kieselgrau/orange abgebildet, allerdings deutlich verändert. So wurden bei beiden Modellen auf eine neue Betriebsnummer hingewiesen. Diese war 111 094-9 für das beige/türkise Modell und 111 161-6 für die S-Bahn 111. Auch bei der 111 094-9 war nun kein Rastloch mehr zu sehen, jedoch war die Betriebsnummer auf dem Modellfoto noch seitlich zu hoch angebracht. Ebenfalls fiel auf, dass die Maschinenraumfenster nun nicht mehr nur grau hinterlegt waren, sondern es war eine beige Inneneinrichtung zu erkennen. Die S-Bahn Version zeigte zudem eckige Hochleistungspuffer.

Eine interessante Neuheitenankündigung fand man auf Seite 6 des Katalogs von 1983/1984. Hier wurde noch ohne Bestellnummer ein Originalfoto des Rheingold-Flügelzugs mit einer beige/türkisen 111 und drei Rheingoldwagen in beige/rot mit dem orangen Absetzstreifen gezeigt. Diese Ankündigung wiederholte sich im Neuheitenprospekt von 1984. Jetzt wurde auch die vorgesehene Bestellnummer 4069A genannt. Allerdings fand man auch den Vermerk, dass dieses Set nur bei einer entsprechenden Nachfrage gefertigt wird. Die Nachfrage, also wohl die Vorbestellungen durch den Handel, waren dann aber nicht „entsprechend“, denn das Set wurde nicht produziert und auch nicht mehr erwähnt. Im Katalog 1984/1985 blieben die beiden Serienmodelle ebenfalls unverändert, es wurde nun aber auf die neuen Bestellnummern hingewiesen. Aus der 4133A wurde die 43413 und aus der 4133B wurde die 43414.

Im Jahr 1985 feierte die Deutsche Bundesbahn „150 Jahre Deutsche Eisenbahnen“. Dazu wurden beim Vorbild viele Lokomotiven mit einen entsprechenden Aufkleber versehen. Auch Roco gratulierte der DB und brachte hierzu neben anderen Modellen im Katalog 1986/1987 auch unter der regulären Bestellnummer 43413 eine beige/türkise 111 mit diesem Jubiläumsaufkleber (aufgedruckt) heraus. Die Betriebsnummer wurde hierbei in 111 189-7 geändert und auf dem Modellfoto war die seitliche Betriebsnummer nun korrekt in der Mitte der türkisen Fläche angebracht worden, zudem waren jetzt auch hier eckige Hochleistungspuffer zu erkennen.

In nächsten Katalog 1987/1988 trugen beide Loks eine neue Betriebsnummer. In beige/türkis war es die 111 043-6 und in kieselgrau/orange die 111 178-0. Die letztere war auch schon 1986 im Prospekt „unser Hobby“ zu sehen. Auch im folgenden Jahr gab es keine Änderung.

Eine Erweiterung der 111er-Familie folgte 1989, als die neue orientrote Farbgebung des Vorbilds auch bei den Modellen eingeführt wurde. Im Neuheitenprospekt 1989 war unter der Bestellnummer 43412 jetzt die 111 068-3 in der neuen Lackierung mit dem sogenannten „Lätzchen“ auf der Front zu finden. Genau so fand man sie zusammen mit der 111 043-6 und 111 178-0 auch im Katalog von 1989/1990. Der Katalog von 1990/1991 brachte eine weitere Veränderung. So waren zwar die Bilder der Modelle mit dem Vorjahreskatalog identisch, also auch die Betriebsnummern auf den Modellen, jedoch fand man im Text den Hinweis, dass jetzt die beige/türkise Variante die Betriebsnummer 111 044-4 und die S-Bahn Lok die Betriebsnummer 111 167-3 trug.

Das Neuheitenprospekt von 1991 zeigte schon auf dem Titelbild, dass die Modellfamilie Zuwachs bekam. Hier war nämlich die 111 049-3 in grau/gelb (genauer: lichtgrau/melonengelb) zu sehen. Beim Vorbild fuhr inzwischen ein „Lufthansa Airport Express“ zwischen Frankfurt und Stuttgart und die 111 049-3 war auch beim Vorbild die Zuglok.

Roco kündigte daher unter der Bestellnummer 43047 eine Zugpackung mit der Lok und drei passend lackierten Schnellzugwagen des Typs Avmz 207 an. Dabei war das Set als Sonderserie gekennzeichnet, welche nur 1991 in der vorbestellten Menge produziert wird. Die Vorbestellungen mussten bis spätestens 28.02.1991 erfolgen. Der Katalog 1991/1992 zeigte erneut die drei regulären Modelle der 111, wobei bei der beige/türkisen und der S-Bahn-Version nach wie vor die Modellbilder mit den alten Betriebsnummern verwendet wurden. Dem Lufthansa Airport Express wurden gleich 1,5 Seiten gewidmet, wobei auch viele Informationen zum Vorbild gegeben wurden.

1992/1993 brachte erneut eine Programmänderung. Da die große Bundesbahn inzwischen rote DB-Logos auf ihre Lokomotiven klebte, wurde auch dies im Modell umgesetzt und gleich mit neuen Betriebsnummern verbunden. So erhielt die beige/türkise Version die Betriebsnummer 111 026-1 und die S-Bahn Lok die Betriebsnummer 111 147-5. Die Lufthansa Airport Express Packung war nicht mehr zu sehen. Der Katalog von 1994/1995 zeigte wieder die 111er Modelle mit dem roten DB-Logo, im Text wurde aber erneut auf geänderte Betriebsnummern hingewiesen. So gab es jetzt die 111 045-1 (beige/türkis) und die 111 179-8 (kieselgrau/orange).

Im Katalog von 1995/1996 waren dann auch die neuen Betriebsnummern auf den Modellen zu erkennen. Außerdem war die orientrote 111 068-3 als Auslaufmodell gekennzeichnet worden. Im Katalog 1996/1997 war die orientrote 111 auch nicht mehr enthalten. Nun war auch die S-Bahn Lok als Auslaufmodell gekennzeichnet worden. Im Katalog 1997/1998 trugen dann beide Modelle das Auslaufsymbol und waren im Katalog von 1998/1999 endgültig verschwunden.

Damit endet hier die Modellgeschichte der Roco 111 der Jahre 1976 bis 1998, denn nur um diese Modellfamilie ging es in diesem Modellbahnwahn.

Bereits als Neuheit 1999 legte Roco die 111 wieder auf, aber optisch und technisch komplett überarbeitet (neues Innenleben, Schnittstelle, angesetzte Scheibenwischer und Griffstangen usw.). Aber darüber darf dann jemand anderes schreiben oder ich, irgendwann.

Roco DB 111 Vorbild Geschichte Übersicht Details Sonstiges

© bahnwahn 2018