Roco DB 103 - Erstserie 1981-2001

Eilig hatte man es bei Roco mit der 103 dann aber nicht. Hier hatten evtl. mehr die neuen Modelle Vorrang, die es noch nicht von anderen Großserienherstellern gab, wie die 181.2, die 116, die E71, die ÖBB 1670 und andere. Im Katalog von 1977 war wie bereits erwĂ€hnt nur noch die Gleichstromversion (DC) angekĂŒndigt worden und so blieb das auch im Katalog von 1979

Es war dann aber doch im Jahr 1981, als die ersten Modelle der Roco 103 auf die Modellbahnergleise fĂŒhren. So schrieb das Eisenbahn Magazin im Bericht zur NĂŒrnberger Spielwarenmesse im Heft 03/1981: “Endlich kommt nun auch die bereits lange angekĂŒndigte E 103 der DB von Roco als H0-Modell in diesem Jahr. Bis auf die Drehgestelle war die Lok schon als fertiges Muster zu sehen. Preis etwa 145,-- DM”.

Im Eisenbahn Magazin 08/1981 hatte dann Roco auch eine halbseitige Anzeige geschaltet, also jetzt war die 103 endlich zu haben.

In der Rubrik “Neu im Schaufenster” beschrieb man im Eisenbahn Magazin 09/1981 die Roco 103 etwas ausfĂŒhrlicher, was ich hier weitgehend wiedergebe:

“Schon lange avisiert und jetzt endlich ausgeliefert wurde das Modell der beige/weinroten Schnellfahr-Ellok 103 der DB. Das Roco-Modell bietet bullige Zugkraft in Verbindung mit detaillierter maßstĂ€blicher AusfĂŒhrung und hervorragendem Finish. Ein stabiler Metallgußrahmen (identisch mit der Farbtrennkante) bringt das hohe Reibungsgewicht in Verbindung mit den vier Haftreifen der beiden angetriebenen Drehgestelle aufs Gleis. FĂŒr sehr gute Laufeigenschaften sorgt der große gekapselte Walzenmotor, der fĂŒr seine Laufruhe bekannt ist.

Warum man bei diesem Modell auf eine Schwungmasse verzichtete (obwohl mehr als genug Platz im Lokinnern dafĂŒr vorhanden), wissen sicher nur die Roco-Kaufleute, die den Preis kalkulierten (die Lok dĂŒrfte im Handel maximal etwa 128,-- DM kosten). Aber auch ohne die Schwungmasse befriedigen die Fahreigenschaften der Roco-103. Der Lok liegen ĂŒbrigens (
) Kurzkupplungen und Fleischmann-Kupplungen bei.

Mit diesem rundum gelungenen Modell hat Roco wieder ein modernes DB-Triebfahrzeug im Programm, das sicherlich gut beim Modellbahner ankommen wird.”

Anzeigen im Eisenbahn Magazin 10/1981 zeigten dann auch, dass der Preis deutlich unter den genannten 128,-- DM lag. So wurde die 103 von der Firma Kriegleder aus Braunau (A) im Export fĂŒr 98,-- DM angeboten, von der Firma WeBö aus Dortmund fĂŒr 99,90 DM.

Geschichte

Anfang der 1970er Jahre, mit einem ersten Katalog von 1972. wagte sich die österreichische Firma Roco auf den europÀischen Modellbahnmarkt. Es wurden wohl bereits ab 1967 Wagen nach europÀischen Vorbildern gefertigt, so Wikipedia. So ganz unbekannt war dieser Hersteller aber auch nicht, da er schon zuvor im Bereich des US-amerikanischen Marktes Modelle hergestellt hatte, die jedoch unter anderen Namen verkauft wurden.

SpĂ€testens mit der 1973 erschienenen Baureihe 215 der DB wurde Roco weiter bekannt und die Übernahme diverser Formen der Firma Röwa und die Weiterproduktion dieser Modelle sorgten fĂŒr Aufmerksamkeit. In der logischen Fortentwicklung kamen neue Modelle in das H0-Programm, welche vor allem sehr gut detailliert und dazu preiswert waren. Viele der Modelle aus den 1970er Jahren kann man heute noch gut einsetzen, wenn man nicht zu sehr detailverliebt ist und gewisse EinschrĂ€nkungen in Kauf nimmt (freistehende Griffstangen usw.).

Roco baute in den Folgejahren sein Sortiment weiter aus und schreckte auch nicht vor so genannten Doppelentwicklungen zurĂŒck, zumal diese Modelle den bisherigen Modellen anderer Hersteller in der Optik und Technik oftmals ĂŒberlegen waren (z. B. Baureihe 110, 112, 140, 169, 144, 118 u. a.). Schließlich kam auch die DB Baureihe 103 in das Programm, auch wenn es diese schon bei Fleischmann, Lima, MĂ€rklin und Trix gab. Hier setzte Roco jedoch auch gleich noch einen drauf und fertigte als damals einziger Hersteller die „lange“ 103, wie sie beim Vorbild mit den verlĂ€ngerten FĂŒhrerstĂ€nden ab der Betriebsnummer 103 216 gefertigt wurde. Das hatte sonst keiner im Programm.

So beginnt die Geschichte der Roco DB 103 mit einer ersten ErwĂ€hnung im Neuheitenprospekt von 1977. Hier wurde die 103 mit einem Vorbildfoto gezeigt und als 4146 (DC) und 14146 (AC) angekĂŒndigt. Als Preise wurden damals 89,-- DM (DC) und 99,-- DM (AC) genannt. (ca. 45,-- EUR/50,-- EUR). Das Foto zeigte aber eine kurze 103.

Schon jetzt will ich hier erwÀhnen, dass die Roco 103 der Erstserie aber nie in Wechselstrom erschienen ist. Schon im Katalog von 1977 war auch diese Wechselstromversion nicht mehr zu finden.

Im Neuheitenkatalog von 1980 und im Folgekatalog von 1980/1981 wurde das Vorbildfoto geĂ€ndert. Zudem wurde jetzt auch vermerkt, dass Roco die lange 103 fertigen wird, also die letzte Bauserie ab der 103 216-8, welche vergrĂ¶ĂŸerte FĂŒhrerstĂ€nde erhalten hatten und damit 70 cm lĂ€nger waren.

Im Katalog 1980/1981 gab es erstmals Informationen zu dem Modell (auch wenn diese dann nicht alle mit dem spĂ€teren Modell ĂŒbereinstimmten): Weinrot/beiges KunststoffgehĂ€use, eingesetzte Fenster, Antrieb durch den starken fĂŒnfpoligen Roco-Motor auf alle 6 Achsen, 4 RĂ€der mit Haftreifen, enorme Zugkraft, fahrtrichtungsabhĂ€ngiger weiß/roter Lichtwechsel, umschaltbar auf Oberleitungsbetrieb, LĂŒP 233 mm.

Die Bestellnummer war nun in 4146A geĂ€ndert worden und der Vermerk “1981 neu” ließ hoffen. Im Neuheitenprospekt von 1981 war dann aber wieder das alte Vorbildfoto zu sehen.

Im Katalog 1982/1983 war die 103 jetzt natĂŒrlich auch mit einem Modellfoto abgebildet. Es wurde zudem auf den Lokrahmen aus einbrennlackiertem Metallspritzguss und das GehĂ€useoberteil aus Kunststoff hingewiesen. Beim Antrieb wurde die frĂŒhere Beschreibung dahingehend korrigiert, dass der Antrieb auf je 2 Achsen eines Drehgestells erfolgte.

Bei der Erstserie gab es zudem (vermutlich) am Anfang der Produktion auch Modelle, deren Rahmen einen leichten brÀunlichen Ton hatten, der dann spÀter vorbildgerecht geÀndert wurde.

In den folgenden Katalogen verÀnderte sich die PrÀsentation der 103 kaum.

Eine erste Änderung der Loknummer erfolgte 1986. Im Rocoprospekt “...unser Hobby”. Auf einem schönen Anlagenbild stand neben der bisher gefertigten 103 240-8 die 103 230-9, bei welcher das rot deutlich sichtbar dunkler war. Die 103 230-9 war auch noch auf weiteren Bildern zu sehen, dabei war auch seitlich der 150-Jahre-Kleber zu erkennen. Die Bestellnummer wurde nun im neuen 5-stelligen System in 43442 geĂ€ndert.

Auch im Katalog von 1986/1987 war die bisherige 103 240-8 durch die 103 230-9 ersetzt worden. Es wurde auf die Beklebung des Vorbilds zum JubilĂ€um von 150 Jahren Deutschen Eisenbahnen hingewiesen und dass auch Roco Modelle der 103 und 111 mit diesem Aufdruck ausliefert. Dies aber nur in einer begrenzten Anzahl und danach soll wieder die NormalausfĂŒhrung folgen.

Die Anzahl der JubilÀums-103er (und 111er) war aber sicher nicht klein, denn auch noch im Jahr 2019, als ich diesen Modellbahnwahn erstellte, gab es die beiden Modelle problemlos auf dem Gebrauchtmarkt zu erwerben.

Ob Roco aber tatsĂ€chlich nach dem Abverkauf der 103 230-9 wieder die bisherige 103 240-8 produziert hat, möchte ich bezweifeln. Allenfalls wurden noch LagerbestĂ€nde ausgeliefert. Es liegt nĂ€her, dass auch hier bei der Neuauflage der NormalausfĂŒhrung gleich eine neue Betriebsnummer gewĂ€hlt wurde.

Im Katalog von 1987/1988 wurde zwar die 103 240-8 gezeigt, aber im Text als 103 230-9 beschrieben.

Ich vermute derzeit, dass es im Jahr 1987 war, als Roco mit einer Neuauflage auch eine neue Betriebsnummer verwendete. Dabei handelte es sich um die 103 120-2. Nur leider hatte das Vorbild das kurze GehĂ€use und damit stimmte die Loknummer nicht. Ja, solche “Fehler” fallen nicht jedem auf und vielen ist es auch egal. Dazu war Roco hier auch nicht allein. So war die Primex 103 237-4 anders herum falsch (Nummer einer langen 103 auf einem kurzen GehĂ€use) und das schaffte auch Lima mit der Touri 103 220-0. Wie auch immer, man scheint es schnell gemerkt zu haben und Ă€nderte die Betriebsnummer erneut. In den Katalogen habe ich auch keinen Hinweis auf diese Betriebsnummer 103 120-2 gefunden, könnte aber im Roco-Report gewesen sein. Das Modell gab es aber definitiv, ich hatte es vor wenigen Minuten in der Hand.

Auch im Katalog von 1988/1989 blieb man dem “alten” Foto der 103 240-8 treu, Ă€nderte aber im Text erneut die Betriebsnummer des Modells. Nun wurde das Modell der 103 222-6 genannt. Im Jahr darauf (Katalog 1989/1990) wurde der Text erneut geĂ€ndert und man teilte mit, dass nun die 103 224-2 gefertigt wird. Diese blieb auch im Folgekatalog von 1990/1991 aktuell.

Im Neuheitenkatalog von 1991 fand sich eine 103 in der orientroten Farbgebung der DB. Im Neuheitenprospekt wurde die Loknummer 103 228-3 erwÀhnt. Diese habe ich bisher noch nie entdeckt und gehe davon aus, dass das Modell nur mit der Loknummer 103 231-7 erschienen ist (eine orientrote 103 228-3 gab es dann aber bei der verbesserten Neuauflage). Die Betriebsnummer hÀtte an sich gepasst, da die Vorbildlok im Jahr 1989 orientrot wurde. Das Modell trug selbstverstÀndlich den DB-Keks, denn die DBAG gab es ja noch gar nicht.

Im Katalog von 1991/1992 war auch die neue orientrote 103 zu finden, jetzt aber als 103 231-7 beschrieben und so auch auf dem Modellfoto zu lesen. Zudem war die beige/rote Version im Angebot. Das Modellfoto zeigte einmal mehr die 103 240-8, im Text jedoch war das Modell als 103 230-9 beschrieben. Dies könnte bedeuten, dass es die 103 230-9 nicht nur mit dem Aufdruck zu 150 Jahre Deutsche Eisenbahnen gab, sondern auch ohne. Aus diesem Umstand dĂŒrfte die 103 230-9 auch in verschiedene Listen im Internet erneut als Auflage eingeflossen sein. Ich bezweifle dies aber bisher, da ich noch nie eine 103 230-9 ohne den Aufdruck entdeckt habe.

Im Folgekatalog von 1992/1993 waren die beiden Lackierungsversionen weiter im Programm, bei der beige/roten 103 war nun aber die Betriebsnummer 103 229-1 angegeben. Klar zeigte das Modellfoto noch immer die 103 240-8.

Das muntere Spielchen, dass eine Loknummer die nĂ€chste jagte, ging auch im Katalog von 1993/1994 weiter. Jetzt war die beige/rote 103 als 103 173-1 beschrieben und - unglaublich aber wahr - jetzt zeigte auch das Modellfoto genau diese Lok. Wer jetzt aufschreit, dass die Loknummer doch erneut nicht stimmt, da doch erst ab der 103 216-8 der lange Lokkasten gebaut wurde, hat gut aufgepasst. Hier hat aber die RealitĂ€t fĂŒr eine Ausnahme gesorgt. So verunglĂŒckte die 103 173-1 am 29.02.1972 in Kohlscheid schwer, als sie auf die 215 044-9 prallte. Die Lok war vor gerade etwas ĂŒber 2 Monaten abgenommen worden, wurde wieder umfangreich neu aufgebaut und kam dann Ende 1973 wieder in den Dienst. Dabei hatte sie als einzige 103 der niedrigeren Nummern den verlĂ€ngerten Kasten erhalten. Das Programm blieb auch im Folgejahr unverĂ€ndert.

Die orientrote 103 231-7 verschwand (kurzzeitig) und war im Katalog von 1995/1996 nicht mehr enthalten. Die beige/rote 103 dagegen ging in die nĂ€chste Betriebsnummernrunde und wurde nun als 103 237-4 angeboten. Beim genauen Blick auf das Modell stellte man aber auch fest, dass sich nicht nur die Nummer geĂ€ndert hatte. Es waren auch die FrontschĂŒrzen entfallen und der DB-Keks war nun an den Fronten und auf den Seiten auf einem orientroten Grund.

Dieses Modell erschien entgegen dem Katalog definitiv unter der Bestellnummer 43667 (evtl. gar nicht als 43442). Auf der Seitenlasche der Verpackung war dabei auch die Betriebsnummer zu sehen.

Im Katalog von 1996/1997 wurde von Roco eine “Hobby Line” eingefĂŒhrt. Dabei handelte es sich um ein “kindgerecht zusammengestelltes Gleis- und Fahrzeugprogramm” zum Einstieg in die Welt der Modellbahn. In dieses Programm hatte es die orientrote 103 231-7 geschafft. Dies nun aber unter der neuen Bestellnummer 53449.

Auf dem Modellbild im Katalog trĂ€gt die Lok seitlich nicht mehr den DB-Keks, sondern den vereinfachten DBAG-Keks. Ich bin mir allerdings bis heute nicht sicher, dass das Modell tatsĂ€chlich mit dem DBAG-Keks erschienen ist. Ich habe in Auktionen immer nur den DB-Keks entdecken können und auch das Modell, welches ich hier zur Ansicht hatte (und in der Hobby Line Schachtel kam) hatte den alten Keks. Ich behaupte daher bis zum Beweis des Gegenteils, dass auch die Hobby Line 103 231-7 nur mit dem DB-Keks gefertigt wurde. Vielleicht waren dies auch grĂ¶ĂŸere LagerbestĂ€nde, die nicht verkauft werden konnten, da die neue Farbgebung des Vorbilds nicht gerade viele Freunde fand. DafĂŒr spricht auch, dass auch spĂ€ter, im Katalog 1998/1999 das Modell wieder mit dem alten Keks gezeigt wurde.

Die beige/rote 43442 war nun als Auslaufmodell gekennzeichnet worden und im Text wurde die Betriebsnummer 103 217-6 genannt. Das Foto zeigte dafĂŒr nun die 103 223-4.

Im Neuheitenkatalog von 1997 wurde die 103 als Neukonstruktion angekĂŒndigt. Nun hatte das Modell angesetzte Griffstangen, Scheibenwischer und auch technisch war das Modell komplett ĂŒberarbeitet worden. Insbesondere war nun das GehĂ€use komplett einteilig und ĂŒber den Metallgussrahmen gestĂŒlpt. Also eine ganz neue Konstruktion, auf die in diesem Modellbahnwahn nicht eingegangen wird. In der Konsequenz war damit die Erstserie auch aus dem Katalog 1997/1998 verschwunden und durch die Neuauflage ersetzt worden. Nur noch die orientrote Hobby Line 103 231-7 blieb im Programm. Ab 1999/2000 war sie als Auslaufmodell gekennzeichnet und letztmals fand man sie im Katalog von 2001/2002. Damit endete die Geschichte der Erstserie der Roco DB 103 nach ziemlich genau 20 Jahren.

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