bahnwahn
Modellbahnwahn

Lima DB V80 / 280

Modellgeschichte

Die Vorgeschichte

Die V80 war die erste große Streckendiesellok der DB. So war es klar, dass sich auch verschiedene Modellhersteller schon sehr früh mit der Lok beschäftigten.

Von Bub kam ein sehr einfaches Modell auf den Markt, ein wenig hochhackig, aber gar nicht schlecht getroffen. Auch HAMO und Tesmo/Ortwein produzierten Modelle der V80. Interessant ist dabei, dass die Tesmo/Ortwein V80 010 die Abmessungen des Vorbilds schon sehr gut in HO umgesetzt hatte, wenn auch die Vorbauten zu eckig waren.

Das Modell von HAMO konnte zwar im Aussehen nicht mithalten, dafür war hier mit Mittelmotor und Antrieb über Wellen auf alle Radsätze schon die heutige Technik vieler großen Hersteller klar vorweggenommen worden.

Daher zum Einstieg in den Lima V80-Wahn mal ein kurzer Blick auf die Vorgängermodelle.

Die V80 014 von Bub

Das Modell von Ortwein

Die HAMO V80 von außen und von innen

Noch schnell ein Wort zu den Bezeichnungen, die ich hier verwende, damit man mir auch folgen kann:

Spielmodell: Die Ausführung mit dem vereinfachten 2-achsigen Fahrgestell. / Einfachversion: Die Ausführung mit Drehgestellen und dem Lima Rundmotor. / Modellversion: Das weitgehend vorbildgerechte Modell mit dem Mittelmotor.

Das Spielmodell

Leider liegen mir nur wenig Informationen über die V80 in der Version als “Spielmodell” vor. In den Katalogen von Lima sucht man dieses Modell fast vergeblich. Was feststeht ist, dass Lima die V80 genützt hat, um damit auch für Anfangspackungen eine einfache und kostengünstige Lok zu schaffen.

Dazu wurde ein einfaches 2-achsiges Fahrgestell benutzt. In dieser Form gab es von Lima z. B. auch die DB V100, wobei dort das Gehäuse mit dem Vorbild im Gegensatz zur V80 viel weniger Ähnlichkeit hatte.

Diese “V80 light” erschien überwiegend in Zugpackungen, die in verschiedenen Ländern über große Kaufhausketten oder Supermärkte vertrieben wurden. Bisher sind mir 17 solche Versionen bekannt geworden:

In der normalen roten DB Lackierung als 280 004-3, wie auch als V80 010. Dann in beige/türkis mit der Beschriftung als E10. Als gelbe FS Bauzuglok, als schwarz/weiß/rote, rote, blau/weiße, blau mit weißen Streifen, beige/grüne und weiß/rote SNCF Loks, in blau/weiß ohne SNCF Beschriftung, als SAR (Südafrika), als ÖBB Lok, Werbelok der BSN Groupe und vmtl. als rot/weiße SBB-Version. Dann auch in einer Zugpackung “Apfelpfeil” in der gelb/orangen Lackierung und als griechische OSE-Lok. Es gab sicherlich noch weitere Ausführungen.

Das geheimnisvolle Spielmodell

Nun habe ich beim ersten “Online” dieser Seite behauptet, dass bei dem Lima Spielmodell einfach das Gehäuse der Einfachversion auf ein vereinfachtes 2-achsiges Antriebsgestell gesetzt wurde. Das war meine Vermutung, mangels eines vorhandenem Spielmodells - und plötzlich wurde ich über Spielmodelle informiert, die eindeutig die Details der späteren Modellausführung zeigten...was denn nun? Martin Kohler hat seine Spielmodelle, Einfachversionen und Modellausführungen verglichen. Dabei stellte er folgendes fest:

Beim Vergleich Spielmodell und Modellausführung stellt man fest, dass die Gehäuse weitgehend übereinstimmend sind und die Einfachausführung gar nicht dazu passt. So ist die Dachdetaillierung identisch, auch die Position der kleinen Klappe unterhalb des Spitzenlichts, die Lampen, wie auch das fein gravierte Lüfterrad auf dem Motorvorbau. Im Vergleich zur Einfachversion hat das Spielmodell viel plastischere Lüftergrills und vor allem, es ist (vorbildgerecht) niedriger und damit wieder identisch zur Modellausführung. Das Spielmodell besitzt übrigens sogar an den Fronten kleine Löcher, in die Griffstangen passen würden. Ist das Spielmodell damit ein Vorgänger der Modellausführung?

Wäre es denkbar, dass Lima ca. 1973 ein maßstäbliches V80 Gehäuse entwickelt hatte und danach feststellen musste, dass dieses zwar vorbildgerecht niedrig ist, aber nun der Standardmotor nicht mehr in der Höhe passt? Dafür könnten auch die Katalogabbildungen der Handmuster sprechen, denn diese erscheinen deutlich niedriger als die dann erschienene Einfachversion. So musste in der Folge ein neues (höheres) zum Antriebskonzept passendes Gehäuse entwickelt werden, was dann die spätere Einfachversion wurde. Das bessere Gehäuse wurde zum Spielmodell degradiert und mit einem 2-achsigen Fahrgestell versehen. Da hierbei der Motor tiefer in der Mitte sitzt, gab es auch das Höhenproblem nicht mehr.

Vergleich Einfachversion (links) und eine Ausführung des Spielmodells (rechts) - welche ist da besser?

Das hört sich ja alles richtig spannend an. Nur gibt es einen kleinen Haken an der Theorie. So teilte mir Andreas U. mit, dass er ein Spielmodell besitzt, welches definitiv das hohe Gehäuse der Einfachversion hat. Vielleicht ist die Lösung ganz einfach. Lima verwendete solange das Gehäuse der Einfachversion, bis es die Modellversion gab. Dann wurde diese auf das 2-achsige Fahrgestell angepasst. So richtig werden wir das vielleicht nie erfahren, außer jemand besitzt verschiedene Einfachversionsvarianten und kann diese einmal vergleichen, auch hinsichtlich des Innenlebens und der Art der Gehäusebefestigung.

Die Einfachversion

Nach den bereits beschriebenen Vorgängern von Bub, HAMO und Ortwein, deren Modelle inzwischen vom Markt verschwunden waren, war es die italienische Firma Lima, die sich Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts (klingt gut, ich könnte ja auch letztes Jahrtausend schreiben ;-) wieder der DB V80 / 280 angenommen hatte. Unter der Bestellnummer 1626/CL wurde als Neuheit 1973/74 ein Modell der V80 angekündigt. Das abgebildete Muster war dabei als V80 05 beschriftet. Nun war es damals bei Lima nicht üblich, dass ein Modell auch in angemessener Zeit nach der Ankündigung erschien. Aus heutiger Sicht fast undenkbar, da in so einem Fall andere Firmen blitzschnell die Lücke schließen würden. So vergingen hier zuerst ein paar Jahre, in denen sich die Neuheitenankündigung tapfer im Programm halten konnte. In dieser Zeit wurde die erste Abbildung dann 1978/79 durch ein neues Modellbild ersetzt, wo auf der Lok V80 008 zu erkennen war.

Innenleben des Spielmodells

1979/80 war erstmals ein Foto des tatsächlich erschienenen Modells zu sehen. Es trug die Betriebsnummer 280 004-4 und war damit der Epoche IV zuzurechnen. Für ca. 39,-- DM (ca. 20 EUR) konnte sich jetzt der Modellbahner eine günstige 280er auf seine Gleichstromschienen stellen. Ein Blick auf die Lok genügte aber um festzustellen, dass das Vorbild zwar von den Details gar nicht schlecht wiedergegeben wurde, das Modell aber einfach zu bullig wirkte. Hier kam beim Ankuppeln des Nahverkehrszuges geradezu ein Monster auf die Umbau 4-Achser zu. Besonders das Gehäuse oberhalb des Rahmens war vergleichsweise viel zu hoch. Die sonst gut wiedergegebene Darstellung der Lok (Lüfter, Klappen, Drehgestelle) wurde damit gleich wieder hinfällig, was sehr schade war. Warum hat Lima aber diese Maßabweichungen gewählt? Die Antwort dürfte ganz einfach sein: Das Maß des Lima Standard-Rundmotors. Er hätte sonst eben nicht in das Gehäuse gepasst, also wurde die Lok um den Motor herumgebaut. Man darf nicht vergessen, dass Lima damals nur auf diese eine Motorkonstruktion zurückgreifen konnte, die es in zwei verschiedenen Übersetzungsvarianten gab. Die Ausführungen beim Spielmodell können ja auch eine Antwort geben.

Die Abbildung des Handmusters von 1978/79

Das nun fertige Modell der 280 004-4 im Katalog 1979/80

Doch zurück zum Modell. In dieser Form blieb es die nächsten Jahre im Programm und wurde kurzzeitig (1982/83) auch in einer Zugpackung zusammen mit drei Silberlingen als “Golden Series” angeboten. Letztmals fand sich das Modell im Katalog 1986/87. Danach war es verschwunden. Aber was heißt verschwunden...es wurde durch die neue Auflage der V80 in überzeugender Modellausführung ersetzt.

Das (richtige) Modell

Der Übergang zu der vorbildgetreuen Modellausführung der V80 war praktisch lückenlos. Bereits im Katalog 1988/89 wurde die V80 als Neuheit angekündigt. Verwendet wurde dabei aber zuerst noch das Bild des alten Modells der 280 004-3. Die Beschreibung, welche nun einen Einzelkardanantrieb angab, ließ jedoch schon einiges erhoffen. Der im gleichen Jahr erschienene Katalog “Deutschlandprogramm” zeigte das große Vorbild, die Museumsausführung der V80 002, bereits auf dem Titelbild. Beschrieben wurde das Modell dabei wie folgt:

DB V80 Museumslokomotive, BW Nürnberg, Standort Bamberg, superdetailliertes Modell mit Metallrahmen, Einzelkardan Antrieb, Schwungmasse, 3 Spitzen-Stirnbeleuchtung, in Fahrtrichtung wechselnd. NEM-Kupplungsschacht, vorbildgetreue Farbausführung und Beschriftung, eine zugkräftige Lokomotive mit sehr guten Langsamfahrteigenschaften.

Zur Messe in Nürnberg 1988 konnte man bereits ein fast fertiges Modell bewundern und ab Mitte 1988 erfolgte die Auslieferung. Das Modell wurde unter der Bestellnummer 201625 und gleichzeitig auch in Wechselstrom unter 201625AC angeboten. Gleichzeitig waren ohne Abbildungen zwei weitere Ausführungen der V80 in diesem Katalog beschrieben worden. So unter 201626 (AC) die V80 in der Serienausführung mit Beschriftung BW Kassel, AW Kassel, wie auch unter 201627 (AC) die Version der Hersfelder Kreisbahn. Auch diese erschienen noch 1988. Die Version BW Kassel ist aber meines Wissens nie erschienen, sie kam gleich mit der richtigen BW-Beschriftung auf den Markt.

Eine gewisse Verunsicherung ergab sich anfangs aus der Angabe “Schwungmasse” in der Beschreibung und der Auslieferung des Modells ohne diese. Zuerst wurde vermutet, dass die ersten Modelle einfach versehentlich (oder weil es schnell gehen musste ;-) ohne die Schwungmasse ausgeliefert wurden. Die folgenden Serien sollten diese aber erhalten. Schließlich wurde diese Meldung der Eisenbahnpresse aber wieder relativiert, als der Generalimporteur mitteilte, dass die V80 auch in Zukunft keine Schwungmasse erhalten soll, da in der Lok kein Platz vorhanden sei, bzw. der Platz für das Umschaltrelais der AC-Version benötigt würde. Nun, auf meiner Detailseite kann man sich ein Bild davon machen...zumindest bei der Gleichstromversion wäre genügend Platz für eine Schwungmasse gewesen und manch ein Modellbahner hat diesen sicher auch in Eigenarbeit so genützt. Klar, die spätere Serie ab 1999 hatte dann plötzlich auch eine Schwungmasse.

Im folgenden Katalog von 1989/90 war die Version der Hersfelder Kreisbahn bereits wieder verschwunden. Neu dazu gekommen war aber die V80-1 in der Farbgebung der italienischen Bari-Nord in Gleichstromausführung, die jedoch schon 1990 nicht mehr im Katalog war. Dafür erschien als Neuheit 1990 eine weitere italienische Version. Diesmal war es eine gelb lackierte V80 der Gleisbaufirma CEMES. Außerdem war als weitere Neuheit 1990 die V80 010 zu finden. Dieses Modell war mit dem Schalldämpferaufsatz ausgestattet worden, wie ihn die V80 einige Zeit getragen hatte. 

Im Europaprogramm Katalog von 1990 fehlte dann die V80 002 in der Museumsversion. Die V80 008, V80 010 mit Schalldämpfer und die CEMES-Version waren weiter vorhanden. Als Neuheit 1992 wurde eine “V280 010” angekündigt. Das Handmuster im Katalog trug dabei noch keine Computerprüfziffer. Im Unterschied zu den bisherigen Modellen wurde nun auf einen 5-poligen Motor hingewiesen. Auch die bisherige V80 008 erfuhr 1993 eine derartige Änderung. Als 201629 erschien das Modell mit einem 5-poligen Motor, NEM-Schacht und technisch überarbeitet. Ab 1994/95 waren nur noch die Versionen der V80 008 und der CEMES im Programm und der Katalog 1996/97 war dann erstmals wieder V80-frei.

Allerdings wurden während dieses Produktionszeitraumes auch noch Modelle der V80 004 (ganz sicher) und der 280 004-3 (sehr wahrscheinlich) gefertigt, die ich bisher zeitlich nicht genau einordnen konnte. Die V80 004 trägt dabei als einzige mir bisher bekannte Lima V80/280 die Bw-Beschriftung “Ffm-Griesheim”. Auch ist sehr wahrscheinlich, dass die Schalldämpfer V80 010 zum Ende dieser Produktionsspanne erneut ohne den Schalldämpferaufsatz gefertigt wurde (sonst unverändert). Mir lag dieses Modell selber vor, ich dachte nur zu Beginn, dass hier der Schalldämpfer eben verloren gegangen ist. Nachdem ich inzwischen eine eBay Auktion gesehen habe, wo die V80 010 ebenfalls ohne Schalldämpfer angeboten wurde und mir ein anderer Modellbahner mitgeteilt hat, dass auch er dieses Modell besitzt (im Laden gekauft), dürfte das Modell auch so erschienen sein. Dazu kommt, dass in dem Modell ohne Schalldämpfer ein neuerer Motor festgestelt werden konnte.

Doch Lima griff 1999 erneut auf die V80 zurück. Immerhin hatte bisher kein weiterer Großserienhersteller ein Modell angekündigt. Als Neuheit wurde eine V80 (V80 008 auf dem Modellbild zu erkennen) mit geänderter Front - ohne das dritte Spitzenlicht - gleich in vier Versionen angekündigt (DC, DC digital, AC, AC digital). Auch eine Ep. IV Version, mit der sichtbaren Nummer 280 006-8 beschriftet, wurde in diesen vier Versionen in den Katalog aufgenommen. Im Hauptkatalog 1999 war von diesen Modellen allerdings nichts zu sehen, dafür fand sich dort erneut die V80 010 mit Schalldämpfer für Gleich- und Wechselstrom.

In dem Neuheitenprospekt 2000 waren dann die 1999 genannten Betriebsnummern umgedreht worden (so sind die Modelle dann auch erschienen!). Die Epoche III Version erhielt die Betriebsnummer V80 006 und die Epoche IV Version die 280 008-4. Besonders hervorzuheben ist dabei die V80 006. Im Unterschied zu allen anderen Versionen stellte dieses Modell den Zustand kurz nach der Ablieferung des Vorbilds dar. Das 3. Spitzenlicht fehlte, die Zierlinien waren nicht beige, sondern silbern und sollten so die erhabenen Zierleisten darstellen, die untere Kante des Rahmens trug ebenfalls eine Zierlinie und die Radreifen waren weiß lackiert worden. Lima hatte hier also sogar noch die Form abgeändert.

Während die digitalen Versionen sehr schnell wieder aus dem Programm genommen wurden, verbleiben die V80 006, 280 008-4 und V80 010 jeweils in Gleich- und Wechselstrom trotz der Konkurrenz durch Roco bis 2004 im Katalog. Lediglich die V80 006 trug den Vermerk, dass es nur noch Restbestände gibt. Dies sagt jedoch leider nichts darüber aus, ob diese Modelle überhaupt noch gefertigt wurden oder von Händlern überhaupt beschafft werden konnten. Mit dem Konkurs der Firma Lima war dann auch das Kapitel der V80/280 zuerst einmal beendet.

Die Hornby-Zeit

Das Lima Programm der V80 aus dem Katalog 2004

Die Firma Hornby übernahm in der Folge Lima zusammen mit den ebenfalls vom Konkurs betroffenen Firmen Rivarossi, Jouef und Arnold. Langsam begann man wieder das Programm neu aufzubauen und zu beleben. Während in den Hornby Katalogen von 2006 und 2007 die V80 / 280 noch keine Wiederauflage erfuhren hatte, änderte sich dies bei den Neuheiten 2008. Im Neuheitenprospekt von 2008 und im folgenden Hauptkatalog 2008 gab es auch wieder die V80. Sie wurde in einer Zugpackung “Coburger Landbote” angekündigt, zusammen mit zwei 2-achsigen Personenwagen und einem Flachwagen mit Ladegut. Das im Katalog abgebildete Handmuster trug die Betriebsnummer V80 006 und wurde nur in DC angekündigt.

Die Vorfreude hielt jedoch nicht lange. Denn im Juli 2008 teilte Hornby International in den News offiziell mit, dass viele Neuheiten, die für 2008 angekündigt waren, verschoben oder sogar völlig gestrichen werden. Darunter war leider auch die Packung mit der V80, von der es zuerst hieß, dass sie evtl. in den folgenden Jahren erscheinen sollte, was nicht passiert ist.

Nach den Modellen von Roco und Märklin/Trix rechne ich auch nicht mehr mit einer erneuten Auflage, aber wer weiß...

Lima DB V80/280 Vorbild Modellgeschichte Modellübersicht Modelldetails Umbauten Literatur