Allgemein:

Das Vorbild wurde von Uenver schön und zutreffend wiedergegeben. Auch die Lackierung und Beschriftung sind stimmig und weitgehend sauber ausgeführt. Mein Modell hat gewisse Mängel bei den silbernen Umrandungen der oberen Klappfenster. Da ist nicht jede Linie sauber und man hat es sogar geschafft, einzelne deutlich zu verwischen. Die silbernen Umrandungen sind aber alle in der Ausführung korrekt aufgebracht und an den richtigen Stellen. Die Blinker sind orange lackiert und auch die Türöffner wurden mit weißen Punkten angedeutet. Die schwarzen Zierlinien sind konturenscharf, ich vermute, das sind aufgebrachte Zierlinien, die dann mit der Endlackierung mittels Klarlack fixiert und gesichert wurden.

Die Fenster in ihren unterschiedlichen Formen und Größen sind bündig von außen aufgesetzt und haben nur minimale kleine Schlieren an den Rändern, was vom Klebstoff beim Einsetzen stammen könnte. Die Liniennummer 15 und das Fahrtziel wirken auch gut und stimmen. Ich frage mich lediglich bei der seitlichen Anzeige, ob da nicht weiße Schrift auf schwarzem Grund sein müsste. Aber evtl. wurden früher hier Schilder verwendet und nicht beleuchtete Rollbänder. Kann man aber ändern, wenn es stört.

Es ist also nicht alles perfekt, aber es ist ein Kleinserienmodell und da muss man einfach auch gewisse Mängel in den Bereichen in Kauf nehmen. Aus einer üblichen Entfernung fällt dies auch alles kaum noch auf.

Lars Uenver GT4

Details

Gehäuse und Rahmen:

Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, es könnte sich dabei um einen Resinguss handeln, da bin ich mir jedoch nicht ganz sicher, war aber seinerzeit durchaus eine übliche Fertigungsmethode bei Kleinserien. Beim Rahmen hätte ich nun Metallguss erwartet, aber auch dieser scheint komplett aus Resinguss in mehreren Teilen zu bestehen, was auch das relativ geringe, aber ausreichende Gewicht von 150 Gramm erklären dürfte.

Stromabnehmer:

Der Stromabnehmer ist funktionsfähig und ein dünner Metalldraht stellt im Gehäuse die Verbindung zum etwas klobigen Schiebeschalter für die Umschaltung Ober-/Unterleitung her, welcher im B-Teil sitzt und von der Unterseite her bedient wird. Der Stromabnehmer gibt das beim Vorbild montierte Teil gut wieder, wirkt vorbildgetreu, lediglich verläuft beim Vorbild die obere Querstrebe vom Knie nach rechts oben und nicht, wie beim Modell, nach links oben. Aber das ist wirklich kein Thema, zumal hier nicht einfach ein Stromabnehmer aus dem üblichen H0-Lokfundus verwendet wurde, sondern ein schmalerer Stromabnehmer, der das Modell aufwertet.

Ich bin noch auf der Suche, von welcher Firma der Stromabnehmer stammt, ich vermute Sommerfeldt oder Roco, aber bin mir da nicht sicher., nur was gab es damals noch für Firmen oder hat Uenver hier einen Stromabnehmer modifiziert?

Dach:

Die Dachdetails sind natürlich nicht in feinster Ausführung wiedergegeben, aber sie erscheinen stimmig. Funkantenne, Lüftungsklappen, Bremswiderstände sind vorhanden und sitzen an der richtigen Stelle. meine Fotos vom Dach des B-Teils zeigen zwar beim Vorbild immer 7 einzelne Widerstände, während beim Modell nur 6 vorhanden sind, aber da kann es ja auch beim Vorbild Unterschiede gegeben haben.

Öffnen des Modells:

Wenn man das Modell öffnen will, warum auch immer, wird es etwas komplizierter. Mit Spreizen und Abheben ist es eben nicht getan. Von der Unterseite her sieht man verschiedene Schlitzschrauben. Die an den Kupplungen halten auch nur die Kupplungen. Die Schraube am hinteren Drehgestelle hält nur das Drehgestell. Es müssen also nur vier Schrauben herausgedreht werden. Am B-Teil sind diese beiden deutlich sichtbar und auf der Höhe des ersten Fensters vom Gelenkportal her zu sehen. Diese halten das B-Teil auf dem Rahmen.

Die beiden Schrauben, die das A-Teil auf dem Rahmen halten, liegen jedoch unterhalb des zweiten Radsatzes des vorderen Drehgestells. Hier ist zuerst die Drehgestellblende auszuklipsen und abzunehmen, dann der hintere Radsatz zu entnehmen und dann kommt man an diese beiden Schrauben heran. Beim Abnehmen des A-Teils sollte dies vorsichtig vorne angehoben und dann nach vorne geschoben werden, denn die Verbindung zum Stromabnehmer wird durch einen Messingdraht hergestellt, der in die Öse der Unterlegscheibe des Stromabnehmers geschoben ist. Das ist auch beim Wiederaufsetzen zu beachten.

Inneneinrichtung:

Die Inneneinrichtung ist nur angedeutet mit einigen Sitzen und Lehnen. Allerdings stimmt es durchaus, dass sich im A-Teil die Einzelsitze in Fahrtrichtung rechts und im B-Teil links befinden. Auch die hellgrüne Farbgebung nähert sich der Farbe der Stoffsitze an, wie sie am Ende eingebaut waren. Gerade im A-Teil hätte man das noch ein wenig schöner ausgestalten können oder auch die Abtrennung zum Fahrerplatz hätte berücksichtig werden können, gerade bei einem Kleinserienmodell.

Technik:

Ein kleiner Rundmotor, wohl ein Glockenankermotor - ich finde keine Beschriftung - mit Schwungmasse sitzt unterhalb des Rahmens direkt hinter dem vorderen Drehgestell. Er treibt mittels einer kurzen Kardanwelle und einer Schnecke die vordere Achse an. Von dort wird über Zahnräder auch die zweite Achse angetrieben. Das Modell fährt leicht knurrig, aber gut zu regeln und die kleine Schwungmasse zeigt in Verbindung mit dem Antrieb ein durchaus beachtliches Ausrollverhalten.

Die Stromabnahme erfolgt über dünne Messingschleifer von der Rückseite aller Radscheiben, der vorderste Radsatz trägt zudem zwei Haftreifen.

Eine Beleuchtung ist nicht vorhanden, die Lampen an den Gehäüsefronten sind silbern bzw. rot ausgelegt, was durchaus gut aussieht.

Jetzt kommen wir aber noch zu dem Punkt, bei dem das Modell von Uenver mit dem Vorbild nicht übereinstimmt, auch wenn man das auf den ersten Blick gar nicht sieht. Die Art des Antriebs, bzw. der Umsetzung des Gehäuses.

Der GT4 ist ein Gelenktriebwagen mit einem schwebenden Gelenkportal. Das jedoch wiederzugeben, hat erst Halling gemacht. Bei Uenver ist die Konstruktion so, dass das Drehgestell des A-Teils gar kein Drehgestell ist, sondern ein “Festgestell”. Es sitzt seitlich unbeweglich im Rahmen. Das B-Teil ist dann sozusagen an das A-Teil angehängt wie ein Nachläufer mit Drehgestell. Zwei Druckfedern an der Unterseite sorgen für das Rückstellen. Das Gelenkportal selber ist fest am B-Teil befestigt. Das fällt schon etwas negativ auf, wenn es in die Kurve geht, funktionsfähig ist die Konstruktion aber durchaus und ermöglicht trotz der fehlenden Einschlagmöglichkeit des vorderen “Nicht-Drehgestells” enge Radien.

Drehgestellblenden:

Hier hat Uenver auf die Firma Roco zurückgegriffen und deren Drehgestelle und Drehgestellblenden des GT6 verwendet. Warum auch nicht, denn das waren damals absolut bewährte Konstruktionen und sind es noch heute. Auch andere Kleinserienhersteller griffen auf diese zurück.

Kupplung:

Ein Wort noch zu der filigranen Kupplung. Diese entspricht zwar nicht dem Vorbild in Stuttgart, dort waren die Kupplungen auch fast immer abgedeckt, aber sie ist funktionsfähig und für Doppeltraktion geeignet, wie schon Uenver beim Erscheinen betonte.

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