bahnwahn
Modellbahnwahn

Von außen

Wenn man das Piko Modell aus der Schachtel nimmt, ist man zuerst einmal vom Dachbereich beeindruckt. Hier stehen ca. zwei Dutzend Isolatoren in verschiedenen Farben und Größen, verbunden mit diversen Leitungen und ziehen das Auge auf sich. Auch wenn dieses Dachwirrwarr völlig unübersichtlich aussieht, stellt man fest, dass die Vorbildsituation wohl weitgehend korrekt wiedergegeben wurde. Lediglich die etwas spielzeughaft wirkenden Farbtöne stören etwas. Die Stromabnehmer sind nicht funktionsfähig, stark vereinfacht und bereits von den anderen Hobby Loks bekannt. Die Bauartunterschiede geben sie nicht wieder. Die Lok bekam aber vorbildgerecht gleich vier von Ihnen spendiert.

Der grau eingefärbte Dachbereich ist ein extra eingesetztes Plastikteil, dadurch wird eine saubere Farbtrennkante erreicht. Auch die silbernen Dachlüftungsgitter sind sauber lackiert.

Piko Hobby DB 189 / ES64F4

Details

Der Dachbereich mit seinen ganzen unterschiedlichen Leitungen und Isolatoren

Das Gehäuse besteht aus rot durchgefäbtem Plastik, das Grau des Rahmens ist auflackiert. Die aufgedruckte Beschriftung ist mehrfarbig, sauber und umfangreich. Bei einem Modell dieser Preisklasse verständlich, sind die Griffstangen nur angespritzt, sowie die Durchbrüche der Trittstufen nicht durchgeführt worden. Bei den Türgriffstangen kann man mit etwas Silber den Eindruck schnell verbessern. Die Griffstangen an der Front können auch durchgehen. Nur die an den Führerstandsecken befindlichen Griffstangen gefallen mir nicht so recht, da sie auf Anhieb nicht als solche zu erkennen sind. Für mich haben sie etwas von einer falsch angebrachten Regenrinne.

Die Führerstandsfenster mit ihren Scheibenwischern sind gut gelungen. Die Art, wie die Scheibenwischer dargestellt werden ist genauso einfach, wie bestechend. Sie sind einfach ein Teil mit den Fenstern und dann schwarz bedruckt. Sie haben nur einen Fehler, der, wenn man ihn kennt, anfängt zu stören (also bitte hier evtl. nicht weiterlesen ;-)

Die Endstellung an den Fensteraußenseiten habe ich auf Fotos nur bei der 189 001 bei ihrer Vorführung gesehen. Alles anderen Bilder der 189 (egal ob DBAG oder Private), zeigen eine Endstellung der Wischer zur Mitte hin und das ist irgendwie charakteristisch für die Lok. Naja, wenn man es nicht weiß...aber dazu ist es jetzt zu spät.

Eine optische Besonderheit stellt die 189 065-6 der DBAG in ihrer Holland Lackierung dar, die im Dezember 2008 beim Bahnshop 1435 erschienen ist. Der Sonderlack wurde nach meiner Einschätzung (wie beim Vorbild ;-) mit einer dünnen Folie aufgebracht. Diese schmiegt sich sehr gut an, auch im Bereich der gesickten Seitenwände. Leider hat die Folie einen anderen Glanzgrad, als das Lokgehäuse. Dies fällt besonders in der Frontansicht auf, da hier die Folie um die Ecke gezogen wurde.

Die Drehgestellblenden sind halbreliefartig und genügen den Ansprüchen, die an ein Modell dieser Preisklasse gestellt werden, völlig. Ich ertappe mich gerade dabei, noch mehr Tiefenwirkung zu fordern und vergesse fast, dass es “nur” ein Piko Hobby Modell ist. Aber wenn schon Sandfallrohre in der Ebene der Radlauffläche nachgebildet wurden und (erstmals in der Hobby Serie) die Radscheiben mit Scheibenbremsen bedruckt wurden, kommt man eben leicht ins Träumen. Die Wirkung dieser Radscheiben ist übrigens hervorragend und hebt das Modell locker ein Stufe höher.

Von innen

Zum Abheben des Gehäuses ist zuerst die kleine Schraube an der Lokunterseite zu lösen. Auch wenn keine Rastnocken vorhanden sind, hilft es dann doch, das Gehäuse auf Höhe der Drehgestelle leicht zu spreizen, damit der schwere Metallrahmen nach unten abgezogen werden kann. Das kann aber auch durchaus schwer gehen, da das Gehäuse sehr passgenau sitzt. Dann hilft ein wenig (vorsichtiges!) Ziehen am mittigen Kasten zwischen den Drehgestellen.

Das Innenleben entspricht dem bisherigen Standard der Hobby Loks. Ein Mittelmotor treibt über Kardanwellen alle Radsätze an. Schwungmassen fehlen. Während die Gleichstromversion ohne Haftreifen auskommt, sind bei der Version für die Wechselstromer zwei Haftreifen vorhanden. Die Stromabnahme erfolgt von allen Rädern durch Schleifer, die an die Innenseite der Räder drücken. Bei der Wechselstromversion ist natürlich der typische Mittelschleifer vorhanden.

Bei der Gleichstromversion ist eine Digitalschnittstelle eingebaut, die Wechselstromversion besitzt einen fest eingelöteten Umschalter, der ein wenig freischwebend eingebaut ist, was die Funktion aber nicht stört.

Innenleben der Wechselstromversion

Innenleben der Gleichstromversion mit der Schnittstelle

Zusammenfassung

Mit der 189/ES64F4 hat sich Piko noch weiter von der ursprünglichen Basis seiner Hobby Modelle getrennt. Das soll aber keine Kritik sein - im Gegenteil! Im Vergleich zu den bisherigen Hobby Loks merkt man, dass Piko durchaus nicht mehr nur den Spielbahner im Auge hat, oder den Vater, der eine billige Lok für seinen Sohn sucht. Auch für den Betriebsbahner oder Modellbahner, der zu gewissen Kompromissen bereit ist, bzw. gewisse Verbesserungen selber durchführen möchte, ist die Lok ein tolles Angebot. Denn für ca. 60 EUR (DC), bzw. 80 EUR (AC) bekommt man kaum etwas Vergleichbares.

Und von ganzem Herzen: Danke für die bedruckten Radscheiben!!!

Im Eisenbahn Journal 8/2004 ist außerdem ein Bericht über einen “Facelift” bei der DB 189 erschienen. Insbesondere wird dabei auch auf die Optimierung der Stromabnehmer (mit umgebauten Roco Stromabnehmern) eingegangen. Ein gewisses Bastelgeschick gehört also dazu, aber auch die anderen Hinweise sind interessant. Ob ich (oder Sie) es einmal versuchen sollten?

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