bahnwahn
Modellbahnwahn

Einleitung

Aber ja, auch von Lima gab es die Baureihe 10 der DB - die Stromlinien Schnellzuglok, die beim Vorbild in nur zwei Exemplaren gefertigt wurde. Von Rivarossi war zum Zeitpunkt des Erscheinens des Lima Modells die 10er ja bereits auf dem Markt (war zwar zeitlich später angekündigt worden, aber früher erschienen). Allerdings war das Rivarossi Modell damals mit ca. 165,-- DM nicht ganz billig und nicht jeder Modellbahner konnte oder wollte sich daher das Modell leisten.

Die Lima 10er kann daher als das “Modell des Otto - Normalverbrauchers” gelten. Sie war günstig und gab das Vorbild gut wieder. Aus heutiger Sicht wäre das Modell aber in den Playtime oder Hobby-Line Programmen einzuordnen. Heute hat man ja noch ganz andere Alternativen, wenn man die “Zehner” auf der Anlage haben möchte.

Also schauen wir jetzt einmal, was Lima da am Ende des 2. Jahrtausends produziert hat. Von der Modellgeschichte bis zu den Details.

Modellgeschichte

Zum ersten Mal konfrontierte der Lima Katalog 1975 die Modellbahnwelt mit der 10er. Aber nicht nur in schwarz, sondern das Modell wurde gleichzeitig auch in rot angekündigt. Das gab es zwar beim Vorbild nicht, hätte aber auch gut ausgesehen. Auch die Modellbahnpresse bedachte das Modell im Jahr 1975 mit dem Begriff “interessante Neuerscheinung”, danach herrschte jedoch wieder Schweigen. Immerhin, im September 1976 trauten sich Händler, das Modell auf September oder Oktober zu avisieren. Nichts passierte, dafür wurde dann von den gleichen Händlern im Februar 1977 das Modell auf den März 1977 angekündigt (die Händler konnten ja nichts dafür, sie vertrauten nur den Aussagen von Lima). Nun, auf der Messe Nürnberg 1977 kündigte Lima die 10er wieder als “lieferbar nach Fertigstellung” an. Eine zuversichtliche Aussage und gleichzeitig nicht widerlegbar, denn vor der Fertigstellung kann man ja schlecht ausliefern. So wunderte es auch schon nicht mehr, dass ein Jahr später auf der Messe 1978 die 10er schon wieder (oder immer noch) als Vorankündigung zu finden war.

Danach konzentrierte man sich bei Lima mit Neuankündigungen auf andere Modelle und von der 10er hörte man nur noch sehr wenig, bis auf die beständige Anwesenheit in den Katalogen als “Neuheit”. Im Mai 1983 war die Lok dann plötzlich wieder in der Kleinanzeige eines Händlers zu finden, im Oktober 1983 zeigte auch die Anzeige des Importeurs für Deutschland die 10er und im Dezember 1983 wurde das Modell tatsächlich ausgeliefert.

So zeigte die 10er, dass man auch viele Jahre als Neuheit in Katalogen existieren kann (die rote Version verschwand übrigens sofort wieder aus der Ankündigung). Erst im Katalog 1982/83 war überhaupt ein richtiges Modellbild der 10er zu sehen. Dabei war zu Beginn das Modell in der Preislage von ca. 80,-- DM angesiedelt. Noch während den Jahren der Ankündigung stieg der Preis kontinuierlich und lag beim Erscheinen bereits bei ca. 120,-- DM.

Lima Baureihe 10 der DB

Lima Katalog 1975

Lima Katalog 1978/79

Lima Katalog 1982/83

Im Jahr 1983 war das Modell nach Jahren der Ankündigung ja endlich käuflich zu erwerben. Die Modellbahnpresse beurteilte das Modell zwiespältig. Während Aufbau und Abmessungen gelobt wurden, fand das Fahrgestell weniger Freunde und man hoffte schon damals auf eine Verbesserung in einer Neuauflage. Als Covergirl des Neuheitenprospekts 1984 wurde die 10er verpflichtet und der Lima Katalog 1985/86 widmete der 10er eine ganze Doppelseite mit kurzer Beschreibung des Vorbilds. Das Modell mit einer Länge von 27 cm (nach Katalogangaben - entweder mein Meterstab spielt falsch, oder es sind 31 cm...) wurde von Lima sogar als “Parademodell” bezeichnet.

Dem Modell war dann kein allzu langer Produktionszeitraum beschieden. Bereits im Katalogjahr 1988/89 war die 10er nicht mehr im Programm. Während die Ankündigung von 1975 bis 1983, also 8 Jahre dauerte, wurde das Modell gerade einmal 5 Jahre produziert - evtl. auch ein neuer Lima Rekord.

Auch ein erneutes Erscheinen, z. B. in der Hobby-Line Serie ist nicht bekannt. Zwar könnte das Modell noch heute als günstige Einsteigerlok durchgehen, aber zum einen produziert Lima bekantlicherweise derzeit nicht und zum anderen, sollte durch den Verkauf an Hornby erneut produziert werden, dürfte doch eher die ebenfalls an Hornby gegangene Rivarossi 10er zum Zug kommen.

Modellübersicht

Die Modellübersicht ist kurz und knapp. Zwei Ankündigungen, ein Erscheinen, keine Varianten.

Lima DB 10

Bestellnr.

Betriebsnr.

Farbe

Bauzeit

Foto

Sonstiges

203016

10 001

schwarz

1983 - 1988

Angekündigt seit 1975

203017

10 004

rot

-

 

Angekündigt 1975, nicht erschienen, Betriebsnummer laut Katalog

limadb10erwahnvonbahnwahn

Details - von außen

Zuerst einmal einen Blick auf die Optik der 10er. Der Eindruck ist stimmig und das Vorbild wurde gut getroffen. Das Modell kann mit seiner Länge von 30,6 cm durchaus beeindrucken. Leitungen und einige Armaturen am Kessel sind extra angesetzte Teile, die Fenster am Führerstand sind eingesetzt. Auch die silbernen Zierlinien und die Beschriftungen an Lok und Tender wurden relativ sauber aufgedruckt (BD Kassel, Bw Bebra). Auch die Rückwand des Kessels wurde gestaltet und die Abdeckungen des Tenders haben freistehende Griffstangen. Die schwarze Lackierung wirkt vorbildgerecht, dafür scheint das rote Plastik des Fahrgestells ein wenig spielzeughaft hell. Lok und Tender sind fest gekuppelt, der Abstand ist aber deutlich sichtbar. Wenn das Modell auf großzügigen Radien oder in der Vitrine seinen Platz finden sollte, dann konnten die Aussparungen in der Stromlinienverkleidung auf Höhe des Vorlaufdrehgestells mit den beiliegenden Plastikteilen verschlossen werden.

Natürlich hatte der günstige Preis auch einige Vereinfachungen zur Folge, die ich nicht verschweigen will, sonst denkt man ja, dass die Ausführungen von Rivarossi oder dann später von Märklin völlig überflüssig waren. Sehr nachteilig wirkt der Bereich der Kuppelstangen und der Steuerung. Dieser ist nur sehr einfach gehalten und aus glänzendem Metall, bzw. schwarzem Plastik gefertigt. Viele Details sind in diesem Bereich auch nicht zu finden. Dann sind die Puffer viel zu klein, am Tender sogar gänzlich aus rotem Plastik gespritzt.

Die Vorlaufachse bei entfernter Abdeckung

Details - von innen

Blick in das Führerhaus

Die Tenderrückseite, gut wirkt die obere Lampe (ohne Funktion)

Nun folgt der Blick in die Lok hinein. Das ist gar nicht so einfach und lohnt bei dem spartanischen Innenleben auch nicht. Wer es trotzdem nicht lassen kann, geht wie folgt vor:

Zuerst ist die hintere Achse des Vorlaufdrehgestell auszubauen (einfach herausziehen). Darunter befindet sich ein Loch im Vorläufer und darunter eine große Schraube, die das Fahrgestell mit dem Aufbau verbindet. Aber auch an der Rückseite des Führerhauses ist, wenn man den Tender scharf abknickt, eine kleine Schraube zu erkennen, auch diese muss noch entfernt werden. Danach sollte man noch die vordere Pufferbohle vorsichtig von hinten ausrasten und nach vorne aus dem Gehäuse drücken. Dann kann das Fahrgestell aus dem Kesselaufbau nach unten herausgezogen werden.

Beim Tender ist hinten unterhalb der Kupplung die Schraube zu lösen, dann kann das Tenderfahrgestell hinten nach unten gezogen und vorne aus den beiden Rastnocken ausgerastet werden. Dabei kommte es dann normalerweise zu keinem Bruch der Nocken oder des Gehäuses.

Das Modell besteht zwar überwiegend aus Kunststoff, bringt aber durch die Gewichte dann doch immerhin knapp über 500 Gramm auf die Waage.

Das Innenleben ist, wie schon gesagt, sehr einfach. Der Lima Rundmotor treibt über Plastikzahnräder die drei Kuppelstangen an. Die Stromabnahme erfolgt lediglich über die Tenderachsen und auch hier nur über je 2 Achsen pro Seite. Das ist natürlich sehr mager. Sowohl im Tender, wie auch im Kessel findet man Metallgewichte, die der Lok das notwendige Gewicht verleihen. Während der Tender unbeleuchtet ist, wurde der Lok in der Front immerhin eine Glühbirne spendiert, welche über Lichtleiter das Dreilichtspitzensignal erzeugt.

Das war auch schon die Beschreibung des Innenlebens - aus heutiger Sicht erscheint es geradezu unglaublich, dass dieses Modell so überhaupt fahren kann (vor lauter Sound- und Digitalwahn musste das jetzt sein...).

Das Ballastgewicht im Kessel

Das Fahrgestell, vorne (schwarzes Plastikteil) die Beleuchtung

Innenleben der Lok mit dem Lima Rundmotor (links) und ein Blick in den Tender mit der Stromabnahme und dem kleinen Gewicht (rechts)

Noch ein Hinweis: Es soll bei der Lima 10er vorkommen, dass sich der Ballastblock im Kessel ausdehnt und das Gehäuse beschädigen kann. Daher sollte man hin und wieder trotz des etwas komplizierten Zerlegens, einen Blick in die Lok riskieren. Meine Lima 10er hat zwar bisher keine Probleme, aber Vorsicht ist besser, als irgendwann einmal ärgern.

Zum Schluss

Insgesamt überwiegen nach meiner Meinung optisch die positiven Seiten. Wer nicht allzuviel Geld investieren wollte, konnte sich mit der Lima 10er eine weitgehend gutaussehende Lok auf die Anlage stellen, der man aus einer gewissen Entfernung gar nicht mehr ansah, dass sie nicht perfekt war. Die Fahreigenschaften waren typisch für den Lima Rundmotor, zum Zeitpunkt des Erscheinens also akzeptabel, aus heutiger Sicht jedoch nicht mehr. Platz für einen Austauschmotor wäre sicher vorhanden, aber ob sich das lohnt, muss jeder mit sich selber ausmachen. Dann müsste man auch die Steuerung verbessern oder gleich das ganze Fahrgestell austauschen. Zudem die Stromabnahme verbessern, die Beleuchtung ergänzen, die Tenderdrehgestellblenden überarbeiten - und dann am besten doch ein aktuelleres Modell kaufen. Ich finde, wir lassen die Lima 10er so wie sie ist. Sie wollte nie mehr sein.

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Erstellt: 03.04.2005

Geändert: 07.02.2022