Eigentlich war es ein schöner Tag. Es regnete, man musste nicht weg, hatte etwas Zeit und konnte in aller Ruhe mal wieder ein paar Loks aus dem Schrank ziehen und genauer betrachten. Da war zum Beispiel die ÖBB 1046 von Klein Modellbahn. Ein richtig schönes Modell, dass danach auch noch kein anderer Hersteller gewürdigt hatte. Gut, das Modell hatte keine Originalschachtel mehr, sondern ruht in einem alten Karton, in dem früher einmal Diarähmchen waren. Aber trotzdem, eine hübsche Lok. Klar, nicht ganz perfekt, es fehlte eine Dachleitung, aber ein kleines Stückchen Draht wird das sicher irgendwann einmal wieder richten. Ich war damals froh, die Lok überhaupt bekommen zu haben. Ansonsten war sie aber wie neu...nanu...bis auf die Ecke des Lokgehäuses an der Front.

Klein Modellbahn - Rahmenprobleme der 1046

Ich konnte mich gar nicht erinnern, dass die Lok da vorne einen Riss im Gehäuse hatte. So was aber auch, an der anderen Ecke war ja auch ein Riss und so langsam stiegen drei Dinge in mir auf:
1. Ärger, denn was zum Teufel hatte man mir da bei eBay vor einigen Jahren gekauft und wieso hatte ich es nicht gleich gemerkt.
2. Panik, denn was könnte an der Lok sonst noch kaputt sein, was mir damals nicht aufgefallen war.
3. Erinnerung an irgendwelche Foreneinträge im Internet...da war doch was mit Rahmenproblemen bei Klein Modellbahnloks...

Also die Ziffer 3 war eigentlich die beunruhigendste Eingebung. Also gleich das Gehäuse zerlegt und dann das Internet befragt. Das Ergebnis war eindeutig und ich fasse einfach mal meine gesammelten Informationen zusammen.

Ein Gehäuseriss, wo eigentlich keiner sein sollte

Der Rahmen der Klein Modellbahn 1046 und der weiteren Modelle dieses E-Loktyps, wie 1146 und 4061 besteht aus Zinkal. Die eingetretenen Veränderungen werden gerne Zinkpest genannt, es handelt sich aber genauer betrachtet wohl um Gefügeveränderungen des Materials mit einhergehender Volumenveränderung. Das Material dehnt sich also aus.

Grund dafür ist also das von Klein Modellbahn verwendete Material, nicht der Modellbahner, wenn er die Modelle normal nützt und lagert. Es muss jedoch so gewesen sein, dass nicht Klein Modellbahn selber direkt verantwortlich ist, sondern der Zulieferer für das Rohmaterial soll ohne Wissen seines Kunden auf einen Fremdhersteller umgestellt haben. Wie auch immer, den Schaden hat der Modellbahner.

Neben der 1046 (1146, 4061) sind von der Rahmenausdehnung leider auch weitere Modelle von Klein Modellbahnen betroffen, wie die 2143, 1080/1180, Baureihe 92 und Eaos-Wagen (Liste evtl. nicht abschließend). Es muss aber nicht jedes Modell betroffen sein, man kann aber den Produktionszeitraum dieser Killerrahmen auf eine Produktion in den 1990er Jahren eingrenzen. Ich weiß, dass hilft nicht viel.

In der Praxis dehnt sich der Rahmen also in der Länge und Breite aus und stößt dann am aufgesetzten Plastikgehäuse, bzw. dem Plastikrahmen an Grenzen. daraufhin beginnt der Rahmen sich zu verbiegen, in der Regel hebt er sich in der Mitte an. Das Ende ist dann, dass im Kampf Zinkal gegen Kunststoff der Kunststoff nachgibt und bricht. Dies geschieht dann gerne an den Ecken der Fronten des Gehäuses, bzw. des Kunststoffrahmens.

Klein Modellbahn kam den Modellbahnern, die dieses Problem bei ihren Modellen bemerkten, lange Zeit durch einwandfreie Austauschrahmen entgegen. Nach dem Produktionsende bei Klein Modellbahnen sind diese Rahmen aber inzwischen aufgebraucht.

Man kann jedem Modellbahner also nur raten, wenn er solche Klein Modellbahnloks in der Sammlung hat, regelmäßig nach deren Wohlbefinden zu schauen. Wer gleich auf der sicheren Seite sein will und die Loks nicht im Einsatz hat, der zerlegt die Loks am besten gleich und nimmt das Gehäuse und ggf. den Kunststoffrahmen ab. Dabei sollte ich vielleicht gleich erwähnen, dass auch die Zinkalgewichte in den Drehgestellen die Ausdehnung zeigen können. Diese zerstören dann ggf. die Drehgestellblenden. Also sollte man die Lok dann am bestens gleich zerlegen und als Puzzle lagern.

Wie bereits geschrieben, es betrifft nicht alle Modelle, ich will hier also keine Panikmache betreiben, aber ich selber betrachte inzwischen jede Klein Modellbahnlok mit anderen Augen und schaue vor allem bei Onlineauktionen genau auf den möglichen Verzug der Rahmen oder Schäden wie Risse und Sprünge am Gehäuse.

Auf den ersten Blick eigentlich ein ganz normales Innenleben

Wenn es nun aber bereits passiert ist, dann muss dies nicht unbedingt das Ende des Modells bedeuten. So kann man mit ein wenig Recherche im Internet diverse Möglichkeiten finden. Als Beispiel (Stand 01/2012) werden solche Teile und deren Hersteller bei bahn-austria.at unter “Zubehör” aufgelistet. So gesehen ist es wieder gut, dass das Problem bei vielen Modellen aufgetreten ist, denn dies sorgt für Nachfrage und Produktion von Lösungen. So gibt es für die 1080/1180 einen Messingrahmen als Austausch und bei der 1046 einen gelaserten Rahmen aus Kunststoffteilen, wie auch einen gefrästen Rahmen aus Aluminium. Mit so ca. 40 - 50 Euro muss man aber schon rechnen, dafür ist das Zinkalproblem dann behoben (bitte den Drehgestellrahmen dabei nicht vergessen!). Ob es sich “lohnt”, muss natürlich jeder mit sich selber ausmachen und es hängt sicher auch davon ab, wie groß der Schaden bereits am Gehäuse ist.

Beim zweiten Blick offenbart sich schon das Elend des gesprungenen Kunststoffrahmens

Die Verkabelung in der Klein Modellbahn 1046

Hat man dann den Schaden verkraftet, die Lok für weiter lebensfähig beurteilt und sich Austauschteile besorgt (bei mir war es ein Alurahmen), benötigt man nur noch ein paar ruhige Stunden im Bastelkeller, um seine 1046 zu zerlegen (das war bei mir die Geschädigte). Ein paar Fotos zur Dokumentation, welche Kabel wo hin gehören lohnen sich dabei, denn vom inneren Aufbau der Lok her ist eine völlige Zerlegung eine sinnvolle Möglichkeit.

Die Rahmen der Klein Modellbahn 1046 haben während der Produktion minimale Änderungen erfahren. So kann es sein, dass der neue Aluminiumrahmen nicht gleich exakt an allen Stellen passt. So hatte ich noch kleinere Fräßarbeiten im Bodenausschnitt für den Motor und im Bereich der Beleuchtung durchzuführen. Alles aber kein Hexenwerk. Danach baut man einfach alle Teile wieder zusammen, lässt den Lötkolben rauchen und hofft, dass am Ende nichts übrig bleibt, bis auf den verbogenen Rahmen und die verbogenen Drehgestelleinsätze.

Das inzwischen wieder geklebte Gehäuse wird aufgesetzt und wenn die Lok dann fährt, dann kann man genüsslich den Rahmen durch leichten Druck zerbrechen, wenn er nicht schon bei Ausbau zerbröselt ist. Zwar wird das Modell durch den Rahmentausch etwas leichter, aber das dürfte das kleinste Problem sein.

Bei der ÖBB 2143 Diesellok gestaltet sich der Tausch praktisch identisch, während bei der 1080/1180 und der/den Dampfloks der Rahmen anders gestaltet ist. Da ich solche Modelle aber nicht besitze, spare ich mir die Worte.

Es ist also nie zu spät und auch ein durch den Druck verzogenes Gehäuse sollte eine Chance erhalten. Ein Fön kann da ganz schnell Wunder wirken. Ich wünsche zuerst, dass Sie keine Modelle mit diesen Mängeln habe und wenn doch, dann nicht ärgern, sondern auf den Bastelspaß freuen.

Der neue Aluminiumrahmen liegt bereit

Die Lok ist zerlegt, das Innenleben freut sich auf den neuen Rahmen

Der alte Zinkalrahmen und der neue Aluminiumrahmen im direkten Vergleich

Der verbogene Drehgestellrahmen

bahnwahn Modellbahnwahn

Nach dem Abschluss des Umbaus sieht die 1046 unter der Haube doch gleich wie neu aus

Erstellt: 04.01.2012

Geändert: